piwik no script img

Bremerin in Kurdistan vom Militär verschleppt

■ Nach wie vor keine Nachricht von Bremer Studentin / Türkischer Konsul verleumdet AStA der Universität

Nulifer KocFoto: Katja Heddinga

Noch immer gibt es kein neues Lebenszeichen von der 25jährigen Bremerin Nulifer Koc, die am Mittwoch von türkischem Militär im kurdischen Sirnak verschleppt worden ist. Lediglich in

hier bitte das

Foto von der dunkel-

haarigen Frau

direkt hat die Oldenburger Delegation, für die Nulifer Koc als Dolmetscherin tätig war, erfahren, daß sie sich in Militärhaft befindet — angesichts häufiger Berichte über Mißhandlungen und Folter aus den kurdischen Gebieten der Türkei eine sehr gefährliche Situation (vgl. nebenstehendes Interview).

Nulifer Koc ist in Kurdistan geboren, kam aber bereits mit sieben Jahren nach Bremen. Am Leibnizplatz hat sie Abitur gemacht und anschließend Biologie und Politik studiert. Im vergangenen Jahr war sie an der Uni über die „Multikulturelle Liste“ zur AStA-Vorsitzenden gewählt worden, heute ist sie Sozialreferentin im AStA.

Das Giftgas-Massaker an ira

kischen Kurden 1988 in Halabja war für sie der Auslöser, sich intensiv mit dem Kurdistan-Konflikt zu beschäftigen. Einfache Lösungen hat Nulifer Koc, die auch im Bremer „Kurdistan Komitee“ mitarbeitet, dabei allerdings nie vertreten. „Man unterstützt die Kurden nicht, wenn man aus Solidarität nicht kritisiert“, sagte sie im vergangenen Oktober in einem taz-Interview. Distanziert hat sie sich dabei auch von der in Kurdistan sehr einflußreichen Arbeiterpartei PKK, deren Nationalismus sie nicht unterstützen wollte.

Während von den Grünen über die Jusos, den niedersächsischen Bundesratsminister Jürgen Trittin bis hin zu Bremens Justizsenator Henning Scherf inzwischen die Freilassung von Nulifer Koc gefordert wird, hat der Bremer Honorargeneralkonsul der Türkei, Karl Grabbe, gestern versucht, Nulifer Koc als Unterstützerin der verbotenen türkischen Arbeiterpartei PKK zu denunzieren. Die Bremer Studentin habe sich bei ihrer Festnahme „in einem der Hauptaktionsgebiete der Terrororganisation PKK“ befunden, heißt es in seiner Erklärung. Zudem lägen „Beweise dafür vor, daß der AStA der Bremer Uni in der Vergangenheit die PKK finanziell unterstützte“. Genannt hat Grabbe gestern allerdings noch nicht einmal einen Anhaltspunkt für diese Behauptung.

Nulifer Koc war in den letzten Jahren regelmäßig in der Türkei; zuletzt hat sie im Sommer ebenfalls als Dolmetscherin eine Studenten-Delegation nach Türkisch-Kurdistan begleitet. Probleme mit der Polizei oder anderen Behörden hat sie dabei nie gehabt. In Bremen, wo auch ihre Familie lebt, hat sie ein dauerhaftes Aufenthaltsrecht. Dirk Asendorpf

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen