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Risse im AKW Krümmel

■ Kieler Energieminister Möller (SPD) will Atomgespräch mit Töpfer (CDU)

Kiel/Geesthacht (AP/dpa) – Im abgeschalteten Atomkraftwerk Krümmel sind Risse im Rohrleitungssystem gefunden worden. Wie der schleswig-holsteinische Energieminister Claus Möller (SPD) am Donnerstag abend mitteilte, wurden drei Risse an Schweißnähten der Austenitstahl- Rohre und ein Riß an anderen Rohrleitungen entdeckt.

Die Hamburgischen Electricitäts-Werke (HEW), die mit PreussenElektra den Reaktor an der Unterelbe betreiben, berichteten aufgrund eines anderen Zählsystems von nur zwei Rissen. Im Bereich der Schweißnaht eines Kernflutstutzens des Reaktordruckbehälters wurde beidseitig der Schweißnaht jeweils ein Riß gefunden (der „Doppelriß“ wird von der HEW als ein Riß bewertet). Über 250 Schweißnähte waren nach Ministeriumsangaben untersucht worden, da bei einer Überprüfung von 130 Nähten an zwei Stellen Schatten festgestellt wurden.

Ein Riß im Wasserreinigungs- System habe sich über die Hälfte des Umfanges der Rohrleitung erstreckt. Möller will aufgrund der neuen Risse kurzfristig ein Gespräch mit Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) über die Zukunft der Atomkraftwerke vereinbaren. Offenkundig handle es sich nicht um Einzelfälle, sondern um ein grundsätzliches Problem bei Siedewasserreaktoren, hieß es aus dem Ministerium.

Vergleichbare Risse beziehungsweise Befunde seien zwischenzeitlich auch in den Kernkraftwerken Isar 1 und Phillipsburg entdeckt worden, sagte Möller.

Beim Atomkraftwerk Brunsbüttel seien bisher 20 größere Risse festgestellt worden, die Untersuchungen seien aber noch nicht zu Ende.

Brunsbüttel ist wegen zahlreicher Risse seit August vergangenen Jahres abgeschaltet. Auch das AKW Krümmel bleibe vorerst vom Netz, teilte jetzt Möller mit. Das Kieler Energieministerium gehe wie schon im Fall Brunsbüttel nach wie vor davon aus, daß die Risse an dem Stahl aus Austenit betriebsbedingt sind.

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