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Prügel von den Sheriffs

■ Erneut schwere Vorwürfe gegen Bundesbahn-Ordner 

Schon wieder schwere Vorwürfe gegen die Schwarzen Sheriffs der Bundesbahn: Mehrere Mitglieder der Ordnungstruppe sollen vor einer Woche den irischen Staatsbürger Fergus Maimaran in einem Wachraum des S-Bahnhofs Reeperbahn schwer mißhandelt haben. Das geht aus einer Eidesstattlichen Versicherung hervor, die der taz vorliegt. Maimarans Anwalt Ernst Medecke hat Strafantrag wegen Körperverletzung im Amt und Freiheitsberaubung gestellt.

Der Ire hatte an einem Künstlertreffen in der „Großen Freiheit“ teilgenommen und war dann noch mit Kollegen ein Bier trinken gegangen. Als die S-Bahn wieder ihren Betrieb aufnahm, machte er sich auf den Weg zum Bahnhof Reeperbahn. Vor dem Bahnnhof, so Maimaran, habe er mit einer betrunkenen Frau einen Disput gehabt, weil diese ihren Pitt-Bull-Terrier verprügelte. Die Betrunkene habe dann versucht, ihn mit ihrer Tasche zu schlagen, er habe sie aber weggestoßen und sei weiter zum Bahnhof gegangen.

Die Frau habe ihn verfolgt und wollte ihren Hund auf ihn hetzen: „Faß, das ist dein Frühstück.“ Fergus Maimaran rannte daraufhin zu einer Gruppe Schwarzer Sheriffs, in der Hoffnung, dort Schutz vor dem Kampfhund zu finden. Die Blau-Uniformierten drängten den Iren aber in einen Wachraum. Im Raum habe dann plötzlich einer der Sheriffs gerufen: „Hey, kommt her, die besoffene Sau nehmen wir uns mal zur Brust.“ Maimaran habe dann den ersten Schlag auf den Hinterkopf bekommen, und es seien ihm Handschellen angelegt worden. Dann sei er auf eine Bank gestoßen worden, habe Ohrfeigen bekommen, und, als er aufzustehen versuchte, habe man ihm einen Tritt in den Magen versetzt. Ein Schwarzer Sheriff habe ihn angebrüllt: „Auf Frauenschläger stehen wir hier gar nicht, der Hund wird dir jetzt die Eier abbeißen und dann beschäftigen wir uns mit Dir, Du Sau!“

Diese Tortur wiederholte sich nach Angaben Maimarans mehrmals. Immer wieder habe er Faustschläge, Hiebe und Tritte versetzt bekommen. Ein Sheriff soll überdies geäußert haben: „Ich wünsche mir ja, daß er nochmals versucht aufzustehen, dann ist das nämlich Fluchtversuch, und dann hau' ich ihm so richtig schön auf die Fresse.“ Danach habe sich der Uniformierte die Handschuhe angezogen, und als Maimaran aufstand, sei er wieder geschlagen worden. „Die Sau steht doch tatsächlich auf. Ich glaub das ist ein Masochist,“ so der Schwarze Sheriff.

Der Bitte des Iren, die „richtige Polizei“ zu rufen, kamen die Uniformierten nicht nach. Satt dessen erschien ein ziviler Bahnpolizist, drohte Maimaran ebenfalls an, mit ihm „Schlitten zu fahren“ oder ihm die „Fresse zu polieren“. Erst nach zwei Stunden wurde der Ire von Bundesgrenzschützern – die die Funktion der Bahnpolizei wahrnehmen – zum Bahnof Altona gebracht. Dort mußte er sich in einer Zelle nackt ausziehen und nach vorne bücken, so daß ihm in den Darm geguckt werden konnte. Ein Beamter: „Schade, das wir bei der Sau nichts gefunden haben.“ Dann ist Fergus Maimaran vor die Tür gesetzt worden.

Das Opfer, das zahlreiche Prellungen und Blutergüsse davontrug, hat inzwischen Strafanzeigen erstattet. Die Bundesbahn wollte sich auf Anfrage zu den Vorwürfen nicht äußern. Sprecher Hans-Peter Latour: „Die Frau hat Anzeige wegen Körperverletzung erstattet. Und auch die Beamten des Sicherungsdienstes und des Bundesgrenzschutzes haben Anzeigen erstattet, so daß wir zu dem schwebenden Verfahren keine Auskunft geben können.“

Erst vor wenigen Monaten waren die Schwarzen Sheriffs – die keinerlei polizeiliche Befugnisse haben – in Verruf geraten, als sie in der Hauptbahnhof-Wache einen jungen Mann zusammengeschlagen hatten. Kai von Appen

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