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Zwischen Basis und Behörden

■ Gesichter der Großstadt: Die Ausländerbeauftragte von Brandenburg, Almuth Berger, ist als Nachfolgerin von Bischof Martin Kruse vorgeschlagen

Von Almuth Berger hat der blau uniformierte Security-Mann noch nie etwas gehört. Zu viele verschiedene Behörden seien hier auf dem weiträumigen Gelände an der Potsdamer Heinrich-Mann- Allee zu betreuen, sagt er etwas entschuldigend mit den Achseln zuckend. Schade eigentlich, denn die Ausländerbeauftragte des Landes Brandenburg und Kandidatin für das Bischofsamt der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg ist keine Frau, die so einfach übersehen werden sollte.

Zweieinhalb Jahre ist Almuth Berger jetzt schon Ausländerbeauftragte. Während dieser Zeit hat sie schon viel erreicht, aber „manchmal auch gar nichts“, bedauert sie. Als „Alibiausländerbeauftragte“ sieht sie sich nicht, aber die frühere Pastorin der Bartholomäusgemeinde in Friedrichshain fordert mehr Kompetenzen und würde mit ihrem Job gerne mehr Einfluß auf Politik von Land und Bund haben. Die Gründung eines Ministeriums auf Bundesebene für interkulturelle Arbeit und Migration schwebt ihr vor. Egal sei ihr dabei, ob sie selbst oder jemand anderes diesen Job übernehmen würde. „Ich kann mich für viele Dinge einsetzen, aber es verlangt eine gemeinsame politische Willensbildung in allen Parteien“, sagt die 50jährige.

Für die doppelte Staatsbürgerschaft kämpft sie und setzt sich vehement für ein Bleiberecht der ehemaligen VertragsarbeiterInnen der DDR ein.

In den vergangenen drei Jahren hatte sie die Gelegenheit, viele Erfahrungen zu sammeln: Zuerst war Almuth Berger bis zum Beitritt Ausländerbeauftragte der Ministerrats der DDR. Seit April 1991 ist sie Ausländerbeauftragte im Land Brandenburg.

Dabei hat sie sich immer als „Vermittlerin“ zwischen Mensch und Behörde gesehen. Nach Antritt ihrer Tätigkeit setzte sie sich beispielsweise erfolgreich dafür ein, daß Sozialhilfe für AsylbewerberInnen nicht in Gutscheinen, sondern in Geld ausgezahlt werden sollte. Flüchtlinge sind für Almuth Berger keine zu betreuenden „Objekte“, sondern sie arbeitet gleichberechtigt mit ihnen. „Die Basis ist mir wichtig“, sagt die temperamentvolle Frau. So findet sie immer Zeit, trotz knallvollem Terminkalender mit Betroffenen zu sprechen — abgewiesen wird niemand. Am liebsten ist ihr, direkt vor Ort zu sein, anstatt an Lösungen im verschlossenen Kämmerlein herumzufeilen.

Erfahrung an der Basis hat Almuth Berger auch schon vor der Wende gesammelt. Während ihrer fast fünfzehnjährigen Tätigkeit als Pastorin in Magdeburg und später in Berlin hat sie bereits damals mit ausländischen VertragsarbeiterInnen zusammengearbeitet und Beziehungen aufgebaut — heute schreibt sie Heimgekehrten Briefe nach Mosambik und würde sie auch am liebsten einmal besuchen.

Auch zu den Mitgliedern ihrer ehemaligen Kirchengemeinde hat das Bündnis-90-Mitglied noch zahlreiche Kontakte. Als sie von der berlin-brandenburgischen Kirche gefragt wurde, sich neben dem Hochschullehrer Wolfgang Huber und dem Theologen Rüdiger Lux als Kandidatin für die Nachfolge von Martin Kruse aufstellen zu lassen, hat die Mutter von drei Töchtern lange überlegt, dann aber zugestimmt. Der wichtigste Grund: „Frauen sollen in der Kirche in leitende Ämter kommen.“ Außerdem sei sie immer sehr gerne Pastorin gewesen. Vor drei Jahren ist es ihr nicht leicht gefallen, den Job an den Nagel zu hängen, erzählt sie, und falls sie im November gewählt wird, wird sie schweren Herzens das Büro in der Heinrich- Mann-Allee verlassen.

Als zweite deutsche Bischöfin neben der Hamburgerin Maria Jepsen möchte sie sich dann auch gerade um die Menschen kümmern, die in der Gesellschaft an den Rand gedrängt und nicht ernst genommen werden. Einige Parallelen zu ihrer Tätigkeit als Ausländerbeauftragte gebe es also weiterhin. Die Theologin, die an der Humboldt-Universität studiert hat, ist sich im klaren darüber, daß die Menschen in Deutschland, die regelmäßig zur Kirche gehen und in einer Gemeinde aktiv sind, immer mehr zur Minderheit werden. „Darauf müssen wir uns einstellen und als Kirche bewußter damit umgehen“, sagt sie. Erfahrung damit hat Almuth Berger zur Genüge: „Daran bin ich gewöhnt, denn schließlich war ich Pastorin in einem Land, in dem es nicht immer einfach war, diesen Beruf auszuüben.“ Julia Naumann

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