■ BUND kritisiert Tierhaltung beim Zirkus Krone: Nein zum Zirkus mit Wildtieren
Berlin (ADN) – Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat Anzeige gegen den derzeit in Berlin gastierenden Münchner Zirkus Krone wegen nicht artgerechter Tierhaltung erstattet. Die Umweltschützer werfen Europas größtem Zirkus unter anderem Einzelhaltung von Herdentieren, zu enge Käfige und Mangel an Bewegung der Wildtiere vor. Bei Krone, so stellte Christiane Bernhardt vom BUND-Arbeitskreis Naturschutz nach einer Besichtigung fest, herrschen Zustände „wie im letzten Jahrhundert“. Elefanten würden den halben Tag in Ketten gehalten. Die Folge sei, daß die Tiere ständig von einem Bein auf das andere schaukelten, was direkte Rückschlüsse auf Schmerzen und Leiden zulasse. Krokodile müßten mit zugebundenen Mäulern ausharren. Wenn sie nicht gerade ihren glanzvollen Auftritt hätten, kritisiert die gelernte Chemikerin und Tierversuchsgegnerin, lägen die Tiere „förmlich übereinandergestapelt in der Box“. Die einsame Giraffe kam gleich gar nicht in die Manege. Kurze zwei Minuten dauerte der Auftritt des großen Flußpferdes. Von den rund 250 mitgeführten Tieren des Zirkus Krone traten bei der von BUND-Vertretern besuchten Vorstellung ganze 68 in Aktion. Der Amtstierarzt von Mitte, Wolfgang Plaschke, wies die BUND-Kritik zurück. Die Bedingungen seien erträglich, sogar gut erträglich, stellte er vor Ort fest. Der Zirkus seinerseits droht ebenfalls mit einer Klage – wegen Verleumdung. Die Berliner Tierschützer sind über diese Reaktion nicht übermäßig verwundert. Bisher wurde jede Anzeige gegen Krone „abgewimmelt“, weiß Christiane Bernhardt. Die Veterinärämter stützten sich auf eine sogenannte Leitlinie zur Haltung von Säugetieren aus dem Jahr 1977, die lediglich Minimalanforderungen beschreibt und nach Ansicht der Tierschützer unzulänglich ist. Zudem gelten diese Bestimmungen ausdrücklich nur für Zirkustiere, mit denen häufig und regelmäßig gearbeitet wird. Das sei im Krone-Zoo offenbar nicht der Fall. Deshalb müßten sie ähnlich gehalten werden wie in zoologischen Gärten – meinen die Tierschützer. Spätestens an diesem Punkt jedoch steht Meinung gegen Meinung.
Für einen Zirkus – ständig auf Reisen – ist eine artgerechte Haltung der Tiere so gut wie nicht zu machen, räumt Christiane Bernhardt ein. Auch will sie Krone nicht zum schwarzen Schaf stempeln. Ähnliche Verhältnisse fänden sich auch in anderen Zirkussen. Deshalb möchten die Tierschützer, die sich oft als einsame Schwimmer gegen den Strom sehen, mit ihren Flugblattaktionen und Anzeigen zunächst vor allem eines: die Öffentlichkeit für das Problem sensibilisieren. Ist das geschafft, kann vielleicht auch das nächste Ziel erreicht werden, zumindest Wildtiere per Gesetz aus dem Zirkus zu verbannen. In Skandinavien ist man da schon ein Stück weiter. Dort ist das Zurschaustellen von Exoten im Zirkus bereits verboten. Auch Italien hat die Subventionen für Zirkusunternehmen mit Wildtieren gestrichen. In Australien gibt es ebenfalls ähnliche Ansätze, die die Wildtiere aus den Zirkusnummern allmählich verbannen.
„Wir haben nichts gegen den Hauch von Exotik, Abenteuer, Spannung, Glanz und Glimmer, den der Zirkus vermittelt“, sagt Christiane Bernhardt. Dazu jedoch bedürfe es nicht unbedingt der Giraffen, Elefanten, Tiger und Krokodile – verurteilt zu einem Dasein auf kleinstem Raum hinter Gittern und zu widernatürlichen Verhaltensweisen. Als Beweis führt sie den Chinesischen Nationalzirkus an, der es unlängst ohne eine einzige Tierdressur geschafft hat, sein Gastspiel in Berlin mehrfach zu verlängern.
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