piwik no script img

Kraftmeierei

■ Die norddeutschen Meisterschaften im Kraftdreikampf in Reinbek

Bekanntlich werden SportlerInnen häufig mit Pokalen beehrt. Ob groß, ob klein, es gibt sie in allen Variationen. Doch manchmnal sind auch die schönsten Silbergefäße nur Trostpreise, wenn statt einer neuerlichen Salatschüssel eine 5- Kilopackung Eiweißpräparate winkt. Die wurden von einer Firma gesponsort, die meint, jeder der nicht so aussieht wie Götz George, gehört nicht dazu. Außerdem noch ein kiloschwerer Schinken, der auf einem extra Holzpodest thront.

Es lohnt sich, für die SiegerInnen bei den Norddeutschen Meisterschaften im Kraftdreikampf (KDK). Der TSV Reinbek hatte am Samstag eingeladen, und alle waren gekommen. Die Einheit Uckermünde, der MTV Vater Jahn aus Peine und 12 andere Kraftsportvereine. Allesamt mit AthletInnen, so gebaut, wie die Firma mit den Eiweißpräparaten es sich wünscht. KDK ist eine typische Sporart für alle, die nicht genug kriegen können. Den AktivistInnen dieser Disziplin reicht es nicht, die mehrere Kilo schwere Hantel kurz zu heben, sie müssen auch noch eine Kniebeuge dazu machen.

Wahrscheinlich eine Verbeugung vor den Eiweißpräparatfirmen, die ihnen soviel Kraft gegeben haben. Um sich von der Hantelkniebeuge zu erholen, legen sich die AthletInnen, ja es gibt auch Frauen beim KDK, lang auf eine Bank. Den Oberkörper pfauenartig mit Luft vollgepumpt, soll nun die schwere Last kurz auf dem Oberkörper geparkt werden, um damm mit lautem Gebrüll wieder auf der Hantelstange zu landen.

Bankdrücken nennt sich das Ganze. Wer dann immer noch nicht genug hat, darf nochmal zulangen. Beim Kreuzheben fasst die eine Hand vorne an der Stange an, die andere hinten. Kurz angehoben, laut gebrüllt und vor Kraftanstrengung rot geworden, ist es vollendet.

Gewertet wird das ganze natürlich anhand der gehobenen Kilos. In verschiedenen Gewichtsklassen, versteht sich. Doch manchmal finden sich keine zwei KämpferInnen in einer Klasse, so wie bei Karl Heinz Voscul vom TSV Papenburg. Niemand sonst wollte mit 126 Kilo bei 1,75 Meter rumlaufen. Da kämpft er eben für sich allein. Gewinnt natürlich überlegen und muß auch die Eiweißpräparate mit niemandem teilen. Der Schinken blieb übrigens in Reinbek. Die wurden Norddeutscher Mannschaftsmeister. Was wohl am Sponsor lag.

Martin Busche

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen