: Grau statt Grün
■ Betr.: Sensatsbeschluß vom 31.08.1993 bzgl. „boden verbessernder“ Maßnahmen in Uni-Ost
Der Senat hat einstimmig die Zerstörung des wertvollen Biotops in Horn-Lehe beschlossen. Das bedeutet, daß „die Grünen“ sich nicht einmal zu einem ablehnenden „Handheben“ durchringen konnten und somit jetzt endgültig zu Mittätern an Herrn Jägers Betonpolitik geworden sind. Grau statt grün ist der neue Anstrich einer Partei, die vor noch nicht allzu langer Zeit ökologische Sichtweisen als Zentrum ihrer Politik deklarierte. Zitat aus dem Wahlprogramm der Grünen 1991: „Wenn der Flächenverbrauch im jetzigen Tempo weitergeht, werden in den nächsten 30 Jahren die Freilandreserven der Stadt aufgezehrt“.
Von Herrn Jäger war schon zu Koalitionsdiskussionszeiten eine gnadenlose, einzig und allein auf Hofierung der Industrie ausgelegte Flächenpolitik zu erwarten. Ebenfalls aus dem Grünen- Wahlprogramm 1991: „Wenn jemand die Bezeichnung 'Betonfraktion' verdient hat, dann ist es die unselige Koalition von Wirtschaftssenator, Handelskammer und CDU/FDP, die ganz nach dem Motto 'Nach uns die Sintflut' immer neue Gewerbegebiete auf Kosten naturnaher Flächen fordert. Allein bis 1997 sollen mit einem Finanzaufwand von 515 Mio. DM mehr als 350 ha Gewerbeflächen erschlossen werden“. Diejenige(n), die noch ein Fünkchen Hoffnung in die Öko-Partei hatten, werden diese nun auch begraben müssen.
Die Argumentation der Senatoren Jäger und Fücks bezüglich der 'Notwendigkeit', ein wertvolles Biotop (und Naturerlebnisraum) für die Rationalisierungs- und Zusammenlegungspläne der Firma Siemens plattzumachen, ist schlichtweg nicht glaubwürdig. Siemens Bremen beschäftigt sich nun mal nicht mit High-Tech-Entwicklungen und bekommt dafür auch noch ein fett subventioniertes „Stückchen“ Land mitten im Technologiepark. Das bedeutet: weniger Arbeitsplätze als zuvor und absolut keine Vorteile für die Universität. Unabhängig von solchen Machenschaften fordern wir die vorrangige Sanierung von Industriealtflächen (Flächenrecycling) und befinden uns damit in vollem Einklang mit dem Koalitionsvertrag, den „die Grünen“ und ihre „Partner“ 1991 abschlossen und heute anscheinend nicht einzuhalten gedenken. Um die Räumung des Biotops abzuwehren und unseren Forderungen weiter Nachdruck zu verleihen, sind wir auf Unterstützung aus der Bevölkerung angewiesen. Kommt daher jederzeit und zahlreich zu Information, Speis' und Trank' zur Sandfläche am Autobahnzubringer Uni-Ost. Thomas Schinagl, BI BRACHIAL — Bürgerintiative zum Erhalt des Biotops Uni-Ost
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen