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Bremen baut 13-Millionen-Pfad

■ Vom Bahnhof zum Kongreßzentrum: „fußläufige Verbindung“ mit Klangzaun zur Seite

Da soll nochmal jemand behaupten, Autobahnen seien besonders teuer! In Bremen will jetzt die Kleine Koalition aus SPD und FDP den Beweis antreten, daß auch ein Fußweg verdammt kostbar sein kann. Rund 13 Millionen Mark will die Baudeputation ausgeben, um zwischen Bahnhofs-Nordausgang und Kongreßzentrum quer über die Bürgerweide eine „fußläufige Verbindung“ herzustellen — pro Meter Fußweg rund 35.000 Mark. Beschlossen wurde der Plan am Donnerstag gegen die Stimmen von CDU und Grünen. „Der Millionenpfad würde noch teurer als die Teerhofbrücke“, erklärte der grüne Nein-Stimmer Dieter Mützelburg gestern dazu.

Größter Posten beim Millionenpfad sind 10.000 Quadratmeter Platten von feinstem Granit zum Preis von insgesamt 3,5 Millionen Mark. In der Beschluß- Vorlage klingt das dann so: „Durch die Wahl des Materials, ein rötlich grauer, gut begehbarer Granit, hebt sich der festlichere Teil der Bürgerweide vom profanen, befahrbaren Bereich ab und wird zum Außenfoyer für die Stadthalle und das CCB. Die Hauptlaufrichtung wird durch großformatige Platten betont.“

Der Weg besteht dabei nicht nur aus Bodenbelag: „Eine Leuchtenreihe bildet einen spannungsvollen Bogen...“, heißt es

Der Hinterausgang des Bahnhofs: Eine Schmuddelecke, finden SPD und FDP F:Holzapfel

weiter in der beschlossenen Vorlage, „der Lampenbogen wird durch das akustische Kunstobjekt Klangzaun ergänzt.“ Und Gedrängel ist auf Bremens teuerstem Fußweg auch nicht zu befürchten. Die Planer haben in die Zukunft gedacht, und den Pfad gleich 17 Meter breit veranschlagt.

Nach dem positiven Votum in der Baudeputation muß der Fall nun noch den Ausschuß für Wirt

schaftsförderung — als solche soll er nämlich zum Teil abgerechnet werden — und den Haushaltsausschuß passieren. Da die Mehrheiten dort aber nicht anders sind als in der Baudeputation, muß um das Großprojekt nicht mehr gefürchtet werden. „Zur Veto- Frage in der Koalition werden wir das wohl kaum machen“, gestand denn auch Dieter Mützelburg.

In den für die Bürgerweide zu

ständigen Beirat Findorff war der Millionenpfad-Plan auch schon gelangt. Dort wurde er allerdings gar nicht erst behandelt. „Völlig unzureichend“, befand der Beirats-Bauauschuß und schickte die Vorlage zurück. Der geplanten Fußwegpiste waren nämlich zum Beispiel sämtliche Fahrradständer am Bahnhofs-Nordausgang zum Opfer gefallen, immerhin über 500 an der Zahl.

Ase

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