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Gerüchteküche ohne Köche

■ Was in Bremen los ist, wenn zwei Senatoren Intrigen spinnen und dann verreisen

In Bremen kochen in der Gerüchteküche die Töpfe über, und die beiden Köche, die den nötigen Dampf dafür entfacht haben, sind nicht da. Kröning legte dem Senat mit seiner haushaltspessimistischen Pressekonferenz am Mittwoch eine Bombe ins Nest — und verreiste nach Saarbrücken. Als sie am Donnerstag von Bürgermeister Wedemeier gezündet wurde, war auch der schon verschwunden — in den Urlaub. Wedemeiers Scharfschützen-Papier gegen Kröning erreichte den erst nach Dienstschluß — und das auch nicht direkt, sondern aus einer Zeitungsredaktion. Krönings Pressekonferenz war dafür — ganz unüblich — an der Senatspressestelle vorbei angekündigt worden, so daß Wedemeier Krönings Äußerungen erst am nächsten Tag aus der Zeitung erfahren konnte.

Aber warum fordert Wedemeier den Kollegen Kröning erst zum Rücktritt auf, geht dann aber erstmal in Urlaub, statt sich vor Ort für seine Sache stark zu machen? So fragen die einen. Und die anderen vermuten: Kröning hat doch seine Pressekonferenz extra so gelegt, daß Wedemeier sich nur aus dem Urlaub heraus dagegen wehren kann. Ist Wedemeier bloß in frischer Landluft die Galle übergelaufen oder hat er nur den Anlaß gesucht, um sich den lästigen Kröning endlich vom Hals zu schaffen?

Eine Antwort lautet so: Kröning wird Waltemathe-Nachfolger auf einem Bremer Abgeordneten-Sessel in Bonn. FDP-Jäger übernimmt das Finanzressort und SPD-Beckmeyer macht außer Häfen — so wie früher — auch noch die Wirtschaft mit. Vorteil für Wedemeier: Ein Mann und ein Dauerstreit weniger im Bremer Senat. Aber die Zeit drängt. Denn noch vor dem SPD-Parteitag am 23. Oktober müßte der Landesvorstand die Personalie klarmachen. Und gleichzeitig muß der Koalitionsausschuß die Ressort-Umverteilung billigen. Und wenig später muß noch der SPD-Unterbezirk den richtigen Mann, nämlich Kröning und nicht etwa Horst Isola, nach Bonn versenden.

Ob da nicht vielleicht doch ein bißchen zuviel auf Bürgermeisters Terminplanungs-Fingerspitzengefühl gesetzt wird? Und warum zum Teufel sollte Jäger sich wohl freiwillig für die zwei Jahre vor der nächsten Wahl zum Finanzsenator und damit zum Buhmann der Stadt machen lassen, wo er im Wirtschaftsressort doch gerade so schön dabei ist, das Geld aus dem Fenster zu schmeißen, das der Finanzsenator wieder einsparen muß? Es will nicht recht zusammenpassen. Aber so ist es eben, wenn die Köche ihre Gerüchteküche mal einen Tag lang unbeobachtet lassen — meint zumindest Rosi Roland

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