■ Nachgefragt: "Das verrauscht"
Mit einer an Schärfe kaum noch zu steigernden Erklärung hat Bürgermeister Wedemeier am Donnerstag Finanzsenator Kröning zurechtgewiesen (vgl. taz vom 8.10.). Kröning betreibe „das Geschäft der Opposition“ und weiter: „Notwendiges Vertrauen wurde durch eigenmächtiges Agieren selbst zerstört.“
Wedemeier hatte damit aus dem Urlaub auf eine Pressekonferenz reagiert, die Kröning am Mittwoch ohne vorherige Ankündigung im Senat zum Haushalt 1994 gegeben hatte. Darin hatte der Finanzsenator insbesondere darauf hingewiesen, daß der 94er Haushalt noch allerhand unabsehbare Risiken in einer Größenordnung von 900 Millionen Mark enthalte.
taz: Ist die Wedemeier-Erklärung nicht eine klare Rücktrittsaufforderung?
Volker Kröning: Nein.
Wie kann man denn in so einem Ton im Senat kollegial zusammenarbeiten?
Das ist nicht meine Frage, das müssen Sie Herrn Wedemeier fragen.
Und wie erklären Sie sich, daß Sie ausgerechnet an diesem Punkt soviel Zorn erzeugt haben?
Keine Erklärung. Beim besten Willen nicht, denn alle Fakten haben wir bereits in Achim, im Wirtschaftskabinett und im Koalitionsausschuß besprochen.
Die Fakten haben auch alle schon vorher in der Zeitung gestanden. Kritisiert wird aber besonders vom Haushaltsausschuß, daß Sie eine Pressekonferenz zu einem Haushaltsentwurf gemacht haben, der noch gar nicht verabschiedet worden ist.
Erfreulicherweise und dankenswerterweise ist er ja heute beschlossen worden.
Aber die Parlamentarier fühlen sich übergangen.
Nein, das ist morgen verrauscht. Der Haushaltsausschuß muß einen handlungsfähigen Finanzsenator erwarten und umgekehrt.
Und dazu gehört auch, daß man mit dem Entwurf an die Presse geht, bevor er beschlossen ist?
Der ist doch vier Wochen lang beraten worden, und die wesentlichen Daten standen bereits in der Eröffnungsvorlage. Es ist niemandem damit geholfen, wenn man nicht von den Fakten ausgeht und danach die optimalen Lösungen sucht, die im bremischen Interesse liegen. Und damit muß man doch raus.
Sie gehen davon aus, daß Sie auch in drei Monaten noch Finanzsenator sind und Klaus Wedemeier noch Bürgermeister ist?
Aber natürlich. Man muß in solchen schwierigen Situationen aushalten, wenn man mal aneinanderrempelt. Mich interessiert nur die Sache, mich interessieren nicht Personen. Fragen: Dirk Asendorpf
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