: Hilfe für Bosnier
■ Bremer half in kroatischen Flüchtlingslagern
„Am Bewegendsten sind die vielen, vielen Einzelschicksale.“ Uwe Helmke, pensionierter Lehrer, ehemaliger grüner Bürgerschaftsabgeordneter und Landesvorstand, berichtete gestern von seinen Erfahrungen bei der Hilfe in kroatischen Lagern für bosnische Bürgerkriegs-Flüchtlinge. Ein ganzes Heft hat Helmke in den drei Wochen seines Kroatien-Aufenthalts mit solchen Einzelschicksalen gefüllt. „Jeder hat wesentliche Teile seiner Lebensgrundlage verloren: Haus, Besitz, Freunde, Familie, Heimat. Für die meisten verliert sich damit auch die Zukunft im Ungewissen. Der Weg zurück in ihre Stadt erscheint — vor allem den Jüngeren — aussichtslos.“
In wenigen Tagen vor seiner Abreise hatte Helmke Hilfsgüter im Wert von 15.000 Mark und 10.000 Mark Bargeld gesammelt, die er mit auf seine Reise nach Istrien nahm. „Zusammen mit sieben anderen Freiwilligen aus Spanien, Belgien, Holland, Irland, Dänemark, Kroatien und Bosnien habe ich dort bei der Betreuung der Flüchtlinge im Lager Puntizela geholfen“, berichtete er gestern. Die Einrichtung einer Fahrradwerkstatt, Arbeiten auf dem Lagergelände, Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche und viele Einzelgespräche standen dort auf dem Programm. Die Spenden an Medikamenten und medizinischem Gerät gingen ans Zentralkrankenhaus in Pula. „Dort haben die wenigen verbliebenen Ärzte mir berichtet, daß sie bei den medizinischen Verbrauchsmitteln zu 80 Prozent auf ausländische Spenden angewiesen sind“, sagte Helmke.
Den Einsatz der freiwilligen HelferInnen hatte die kroatische Friedensorganisation „Suncokret“ (Sonnenblume) vermittelt. Mit ihrer Hilfe für die Bosnier will sie auch gegen die offizielle kroatische Politik demonstrieren, den Flüchtlingen so wenig Rechte wie nur möglich einzuräumen. „Dafür ist es im Moment sehr schwer, Zustimmung in der kroatischen Bevölkerung zu bekommen“, berichtete Helmke, „trotzdem ist es für die Flüchtlinge oft sehr wichtig.“
In vielen Einzelfällen habe er bereits mit geringen Mitteln aus den Bremer Spendengeldern Flüchtlingen bei ihrem Weg aus dem Lager heraus helfen können. „Oft scheitert der Aufbau einer neuen Existenz schon am Geld für die Fahrt zur bosnischen Botschaft in Zagreb, wo man für 130 DM einen Reisepaß bekommen kann“, sagte Helmke. Ase
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