Siemens heiratet Senat

■ Protestaktion endete auf der Wache Sandstraße

Eine Protestaktion der Initiative Brachial für den Erhalt der Brache Uni-Ost ist gestern von der Polizei gestoppt worden. Neun von 13 Menschen im Alter zwischen 19 und 31 Jahren wurden in der Nacht von Sonntag auf Montag gegen zwei Uhr morgens vorläufig festgenommen. Sie hatten auf Straßen und Wegen Farblinien vom Wirtschaftsressort über die Pieperstraße zum Haus des Umweltsenators, weiter über Obernstraße und Sögestraße zum Rathaus gezogen und mit dem Schriftzug Siemens — Senat versehen. Die Aktion symbolisiert nach Angaben der Initiative einen süddeutschen Heiratsbrauch, bei dem die Elternhäuser der Vermählten deutlich sichtbar vrbunden werden. Auf Bremen bezogen bedeute es die „unheilvolle Allianz zwischen Siemens und dem Senat“ bei der Bebauung der 12-Hektar-Brache im Osten der Uni durch Siemens.

Initiativensprecherin Isabel Müller erklärte, daß die Festnahme „in einer richtigen Treibjadd mit sieben Streifenwagen“ gemündet sei. Auf dem Revier in der Sandstraße hätten sich die Festgenommenen ausziehen müssen, ihre Sachen hätten sie nicht wiederbekommen. Ein Polizeisprecher erklärte, daß die Sachen „wegen der Farbspuren“ als Beweisstücke dienen und deshalb zurückbehalten worden seien. Die Festnahmen hätten so lange gedauert, weil den Tatverdächtigen der Umtausch der Sachen gegen neue hätte ermöglicht werden müssen. Nach weiteren Angaben der Polizei haben sich die MalerInnen der Sachbeschädigung strafbar gemacht. Außerdem würden sie für die Reinigungskosten aufkommen müssen.

Der Protest der Initiative richtet sich gegen die Bebauung der Brache durch Siemens. Der Konzern will dort für 70 Mio. Mark seine 13 Bremer Betriebsstätten in einem Neubau konzentrieren. Umweltschützer halten das Gebiet für ökologisch besonders wertvoll und erhaltenswert und hatten bereits in der vergangenen Woche mit einer ähnliche Malaktion vor dem Siemens- Haus darauf aufmerksam gemacht. Der Senat hat der Bebauung zugestimmt. mad