: Klangbogen kann kommen, Grunert gehen
■ Schausteller klagten über Platzverlust und das abträgliche Bremen-bei-Nacht-Geschäft
Eines wollte der Bremer Bürgermeister Klaus Wedemeier gerne auch vor den versammelten Schaustellern klarstellen. „Die Zuwegung vom Hauptbahnhof zum Kongreßzentrum ist unter aller Sau.“ Es müsse doch auch im Interesse der Schausteller sein, wenn daran gearbeitet werde.
Und da war das Schoppengespräch der Selbständigen in der SPD mit den Schaustellern im Freimarkt-Cafe von Jonny Schulze wieder bei seinem Lieblingsthema: Wird der Freimarkt kleiner, wenn der 14 Mio. Mark teure „Klangbogen“ gebaut wird? Das sei „etwas Pfiffiges für wenig Geld“, warb der Sprecher der Baudeputation, Karl-Heinz Schreiber, und traf damit den Nagel knapp daneben. „Uns interessiert nicht, wie teuer das wird“, sagte Schausteller Karl-Heinz Strohmann, „uns interessiert zum Beispiel, ob man dort weiter Großgeschäfte aufbauen kann.“
Da packte Gottfried Zantke, Abteilungsleiter Bau beim Senator für das Bauwesen, seinen Plan aus und erläuterte: „Drei Achsen werden künftig aus dem Bahnhof kommen, der Klangbogen kann auch eine große Eingangsallee zum Freimarkt werden.“ Den Schaustellern reichte das nicht: „Wir brauchen einen festen Bebauungsplan für die Bürgerweide, sonst geht immer mehr Fläche verloren“, forderte ein Schausteller unter dem Applaus seiner Kollegen. Auch die mündliche Zusage Wedemeiers, 100.000 Quadratmeter für den Freimarkt zu garantieren, reichte ihnen nicht. Als Zantke sagte, daß „das Wort des Bürgermeisters mehr zählt als ein Plan“, hatte der Baufachmann die Lacher auf seiner Seite.
17 Meter wird der Klangbogen breit, „dieses Maß orientiert sich an der Rampe für das Kongreßzentrum“, erläuterte Zantke weiter. Als dann die Schausteller als Garantie für ihren Platz erneut einen Bebauungsplan für die Bürgerweide forderten, wurde Wedemeier ungeduldig: „Den könnt' Ihr haben, aber erstens verlieren wir dann auch die nötige Flexibilität zu Euren Gunsten, zweitens kann man auch Bebauungspläne ändern.“
Natürlich wird der Freimarkt durch den Klangbogen kleiner. „Das ist schade, ist aber mit uns so abgesprochen“, stellte Schausteller-Sprecher Karl-Heinz Fehrensen klar. Die Schausteller wollen in dieser Frage keine Konfrontation und hoffen dafür auf ein Entgegenkommen bei der Stadthalle V. Dort findet, 1994 vorerst das letzte Mal, zeitgleich zum Freimarkt die Gastro-Veranstaltung Bremen-bei-Nacht statt. Anders als der Freimarkt, der werktags um elf Uhr abends schließt, ist die Halle bis ultimo geöffnet. „Wenn Herr Grunert (der Veranstalter von Bremen- bei-Nacht, d. Red) es schafft, die Veranstaltung freimarktfreundlicher zu gestalten, kann er sich einen schönen Abgang verschaffen“, faßte Rudi Robrahn die Hoffnung der Schausteller zusammen. Der Vertrag mit Grunert soll möglichst nicht erneuert werden, oder wenn, dann mit entsprechenden Schließzeiten.
Ob das Thema Freimarktfläche jetzt erledigt ist? „Wir laden seit 1967 praktisch ohne Unterbrechung zur Osterwiese und zum Freimark-Schoppen ein“, erzählt Raimund Cassalette, stellvertretender Vorsitzender der Selbständigen in der SPD. „Und bislang ist das Thema Freimarktfläche jedesmal drangekommen.“ mad
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen