Viel Spaß beim Klauen

■ Spionageprozeß gegen Hamburger Polizisten fortgesetzt / Nebenbei auch noch ein Gartenfachgeschäft fast leergeräumt

Im Spionageprozeß gegen den Hamburger Polizisten Eckhard Kurschat hat sich gestern das Oberlandesgericht mit dem Wirken des Angeklagten für den sowjetischen KGB sowie mit seinen Diebestouren befaßt. Kurschat ist (taz berichtete) angeklagt, seit 1972 als Agent für das Ministerium für Staatssicherheit der DDR und für den KGB bei der Hamburger Polizei spioniert zu haben.

Der Fall der Mauer und die Auflösung des MfS hatte dem Agentendasein Kurschats zunächst ein Ende bereitet. „Für mich war die Sache erledigt.“ Überrascht sei er gewesen, als im November 1989 plötzlich sein Verbingungsoffizier Dietmar Reichelt auftauchte.

Während es beim ersten Treff um rein Privates gegangen sei – Reichelt wollte Kurschats Auto kaufen – ging es beim zweiten Meeting bereits voll zur Sache - weitere „Freundschaftsdienste“ waren gefragt.

Einerseits bezahlte er für die Beendigung der Agententätigkeit fürs MfS eine „Abschaltprämie“ von 7000 Mark, andererseits fragte er nach, ob Kurschat nicht bereit sei, „für die Freunde“ weiterzuarbeiten. Weil das Angebot von monatlich 800 Mark verlockend war, willigte Kurschat ein.

Bis Oktober 1991 lieferte er „alles, was ich bekommen konnte“ an den KGB. Am 15. Oktober wurde Kurschat dann festgenommen, nach dem er von Reichelt an den Verfassungsschutz verraten und in eine Observationsfalle gelockt worden war.

Der Versuchung konnte Kurschat auch bei seinen Diebestouren nicht widerstehen. Im Verlauf einer Observation 1985 gelangte Kurschat zufällig an den Universalschlüssel des Gartenfachgeschäftes Samen-Fahrholz in Niendorf. „Ich lehnte mich gegen eine Tür und fiel beinahe ins Geschäft. Von innen steckte dann der Schlüssel.“

In den folgenden Jahren ging Eckhard Kurschat in dem Laden ein und aus. „Ich hab' die Sachen rausgeholt, weil das Spaß gemacht hat. Es war ein angenehmes Gefühl, mit dem Schlüssel reinzugehen und durch alle Räume gehen zu können.“

Zunächst habe er die Sachen gar nicht verkaufen wollen. Ab 1988 verdealte Kurschat dann doch das Diebesgut an seine Kollegen am Revier Niendorf. Von der Jacke und Heckenschere über den Hochdruckreiniger-Gartenschlauch und Rasenmäher – einfach alles...

Der Prozeß wird fortgesetzt.

Kai von Appen