Atomfässer kommen nach Morsleben

■ Berliner Krankenhausmüll wird in Sachsen-Anhalt gelagert

Berlin darf seinen schwach- und mittelradioaktiv verseuchten Abfall im Endlager Morsleben (Sachsen-Anhalt) ab sofort einlagern. Man warte nur noch auf die Bestätigung für den Annahmetermin von zunächst 100 Fässern, sagte gestern Manfred Scheffler, Leiter des Referats Strahlenschutz bei der zuständigen Sozialverwaltung, der taz auf Anfrage. Es werde nun nur noch geprüft, ob die Abfälle den Annahmebedingungen entsprechend verpackt seien. Pläne des Senats, nach denen der radiaokative Abfall aus Universitäten, Krankenhäusern, Industrie sowie Arztpraxen, der auf dem Gelände des HMI (Hahn-Meitner-Instituts) zwischengelagert wird, nach Morsleben soll, hatte die taz bereits im September bekanntgemacht. Ohne den Abtransport droht das Zwischenlager in Wannsee überzulaufen. Das HMI zeigte sich dagegen skeptischer als die Verwaltung: Es sei unklar, ob die Landessammelstelle die ersten Fässer bereits in den nächsten Tagen nach Morsleben liefern könne, denn noch stehe eine Genehmigung des Bundesamtes für Strahlenschutz aus, sagte HMI-Sprecher Thomas Robertson. Auch sei nicht auszuschließen, daß der Strahlenmüll neu verpackt werden müsse. Dies würde zusätzliche Zeit in Anspruch nehmen.

Die Grünen forderten gestern, daß Sozialsenatorin Ingrid Stahmer (SPD) ihre Genehmigung zum Abtransport widerrufe. Denn auch wenn Morsleben ab sofort als Bundesendlager zugelassen sei, sei die dortige Einlagerung von Atommüll verantwortungslos. Die Salzstöcke seien undicht, es bestehe die Gefahr eines Absaufens und des Einsturzes. Frau Stahmer falle mit ihrer Genehmigung der SPD in Sachsen-Anhalt in den Rücken, die sich gegen Morsleben als Atommüllager ausgesprochen habe. Der umweltpolitische Sprecher von Bündnis 90/Grüne bezweifelte, daß die Einlagerung des Berliner Mülls rechtmäßig ist. Morsleben sei nur für die Endlagerung ehemaligen DDR-Mülls genehmigt und auch nur bis Ende 1999 genehmigt worden. Bei den insgesamt 1.100 Berliner Fässern, die die Landessammelstelle nach Morsleben liefern wolle, könne nicht mehr zwischen Westberliner und ehemaligem DDR-Müll unterschieden werden. Referatsleiter Scheffler behauptete, daß die Menge „in etwa“ der aus dem Ostteil der Stadt übernommenen Menge von Strahlenabfällen handelte. Dirk Wildt