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HIV-Blut an Schwangere?

■ Pharmaskandal um Blutpräparate in Niedersachsen weitet sich aus

Bei den neun Patienten, denen 1993 in einem Northeimer Krankenhaus Blut-Präparate der ins Zwielicht geratenen Firma Pharma Dessau GmbH verabreicht worden waren, hat es sich in allen Fällen um schwangere Frauen gehandelt. Das bestätigte der Sprecher des niedersächsischen Sozialministeriums, Thomas Steg, am Dienstag auf Anfrage. Den betroffenen Frauen sei das Präparat Human-Immunglobulin-Anti-D gegen Rhesusfaktorunverträglichkeit gegeben worden. Gleichzeitig bestätigte Steg, daß in einem Pharmagroßhandel in der Nähe von Hildesheim weitere Blutpräparate der Pharma Dessau GmbH entdeckt wurden.

Die neun Northeimer Fälle waren bereits am Montag bekanntgeworden. Es gebe aktuell keine Hinweise darauf, daß die verabreichten Präparate „infektiös“ gewesen seien, hieß es dazu am Dienstag im Sozialministerium nach einem Krisentreffen von Experten. Mit den Betroffenen sei Kontakt hergestellt worden. Sie könnten sich „zur Beruhigung“ einem Aids-Test unterziehen. Klarheit werde die Analyse einer weiteren Ampulle mit dem Präparat von Pharma Dessau bringen, die zwar nach Northeim geliefert, aber nicht verabreicht worden sei.

Gegen den Blutprodukte-Hersteller Pharma Dessau hatte die Regierung Sachsen-Anhalts Ende Oktober Strafanzeige erstattet. Das Unternehmen soll gegen das Arzneimittelgesetz verstoßen haben und von Mai 1991 bis Oktober 1992 Lieferungen der Koblenzer Firma UB-Plasma verarbeitet haben, obwohl Lieferzertifikate Mängel aufwiesen. UB-Plasma wird verdächtigt, Blutkonserven nicht ausreichend auf den Aids-Erreger HIV untersucht zu haben. Zwei führende Manager des Unternehmens waren verhaftet worden. Das Sozialministerium Sachsen-Anhalts hatte den sofortigen Rückruf aller in Frage kommenden Blutprodukte von Pharma Dessau angeordnet.

Eine Überprüfung aller Krankenhäuser hinsichtlich der Verwendung möglicherweise HIV- infizierter Blutpräparate sei in einem kurzen Zeitraum nicht zu machen, sagte Siegfried Hänßel, Verbandsdirektor der niedersächsischen Krankenhausgesellschaft. Patienten, die meinten, sie seien über ein Blutpräparat oder eine Transfusion mit dem HI-Virus infiziert worden, könnten sich zur Überprüfung einem Aids- Test unterziehen. dpa

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