■ Seminar: Sanftes Reisen vernetzt
Entwickeln sich aus dem zunehmenden Unbehagen über die touristische Übernutzung der Alpen neue Ansätze eines sanften Reisens? Diese Frage stellten sich vergangene Woche die Teilnehmer eines internationalen Seminars der Stiftung Salecina in Maloja: Bewohner von Tourismusregionen, Reiseveranstalter, Reisende und Fachleute aus der Schweiz, Deutschland, Österreich und Italien beschäftigten sich mit den Problemen des Skitourismus, des Tourismusverkehrs und des Zweitwohnungsbaus.
Annemarie Meyer, Vizepräsidentin des Kurvereins St. Moritz im Oberengadin, berichtete über die Situation des Qualitätstourismus und wies dabei auf die schwierige wirtschaftliche Situation der Luxushotellerie hin. Hugo Wetzel vom Initiativkomitee warb für die geplante WM- Kandidatur im Jahre 1999, da ein solcher Großanlaß der Region neue Impulse vermittle und dem Skitourismus seine internationale Konkurrenzfähigkeit erhalte. Daß es verschiedene Vorstellungen über den Qualitätstourismus gibt, bewies die Intervention der Gruppe „Oberengadin wohin?“. Der mit einer WM verbundene Propagandarummel heize nur die Spekulation und den Tagestourismus an. Damit würden letztlich die Probleme verschärft statt gelöst.
Wie steht es heute um einen sanften Tourismus, der seinen Namen wirklich verdient? Wie wird er konkret in den Alpen verwirklicht? Als wichtigste Aufgaben des sanften Tourismus erachteten die Teilnehmer den Schutz der Umwelt und die Rücksicht gegenüber den Bewohnern der Ferienregionen. Eine wichtige Rolle bei der Umstellung auf einen sanften Tourismus spielen ihrer Meinung nach auch die Reiseentfernung vom Heimatort und die Verlängerung der Aufenthaltsdauer. Gleichzeitig waren sich die Anwesenden darin einig, daß die An- und Abreise mit der Eisenbahn endlich konsequent gefördert werden müsse. Über erfolgreiche sanfte Projekte berichteten unter anderem Vertreter aus dem Piemont und aus Tirol, wo soeben eine Winterolympiade abgelehnt wurde.
Als Ergebnis des Treffens wurde die Gründung eines alpenweiten Netzwerks für den sanften Tourismus beschlossen. Aufgabe dieser neuen Vereinigung ist der gegenseitige Informationsaustausch unter Bewohnern bereister Regionen, Reisenden, Reiseveranstaltern und Reisefachleuten. Das wichtigste Ziel ist die Erhaltung der Alpenregion in ihrer kulturellen und ökologischen Eigenart, als Grundlage eines sanften und verträglichen Tourismus.
Gleichzeitig will sich die neue Vereinigung, die in den kommenden Wochen gegründet werden soll, für lebenswertere Städte einsetzen, damit die Menschen ihre Ferien in Zukunft nicht mehr als Flucht erleben müssen. Dominik Siegrist
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