Kohl denkt an PKK-Verbot

■ Kurden-Zentren in der BRD durchsucht

Hamburg (dpa) – Nach den erneuten Anschlägen militanter Kurden in diesem Jahr wird der Ruf nach einem Verbot der Kurdischen Arbeiterpartei PKK in Deutschland immer lauter. Bundeskanzler Kohl sprach sich dafür aus, ein Verbot der PKK ernsthaft zu prüfen. Die Polizei durchsuchte am Freitag morgen bundesweit die Räume kurdischer Vereine. Bei den Angriffen auf türkische Einrichtungen hatte es am Vortag ein Todesopfer und zahlreiche Verletzte gegeben. Erst am 26. Juni hatte eine Serie von Anschlägen erheblichen Sachschaden angerichtet.

Bundesinnenminister Kanther stimmte Kohl im Grundsatz zu, warnte aber davor, von einem Verbot Wunder zu erwarten. Neben dem türkischen Botschafter in Bonn, Onur Öymen, sprach sich auch der Vorsitzende des türkisch-deutschen Freundschaftsvereins, der CDU-Abgeordnete Stercken für ein PKK-Verbot aus. Der Vorsitzende des Bundestagsinnenausschusses kritisierte das Zögern von Innenminister Kanther. Der Innenausschuß des Bundestags soll sich mit dem Fall befassen.

Nach Angaben aus Bonn wurden nach den Anschlägen zunächst 46 Menschen festgenommen. Die Razzien der Polizei am Freitag morgen sollen sich unter anderem gegen 29 Kurden-Zentren gerichtet haben. In Mainz gab es Haftbefehle gegen acht Kurden im Alter von 16 bis 27 Jahren wegen Landfriedensbruchs, nach dem tödlichen Anschlag in Wiesbaden wurden Haftbefehle wegen besonders schwerer Brandstiftung gegen vier Kurden im Alter zwischen 20 und 32 Jahren ausgesprochen. Tagesthema Seite 3, Kommentar Seite 10