■ Kommentar: Die Wahl, der Weg, kein Wille
Das haben sie nicht verdient. Sie, die vor acht Wochen ungeachtet ihrer Wahlmüdigkeit und der Behauptung, daß Wahlen schon lange verboten wären, wenn sie etwas ändern würden, zur Urne schritten. In der Hoffnung, etwas bewegen zu können, nicht wenige gar in der Illusion, daß sie sich bewegen könnte: Die Sozialdemokratie hanseatischer Prägung. Doch die Erkenntnisse sind unleugbar. Die Wahl hat nichts geändert, ihr Ergebnis wird wortreich zu Grabe getragen und sie bewegt sich doch nicht.
Man muß nicht unbedingt ein Fan jener Grünen sein, die unter der Führung von Kompromiß-Krista zu einer Partei reiften, die schnellstens das etikettenschwindlerische „A“ aus ihrem Kürzel entfernen sollte. Es ist auch so nicht zu übersehen, daß die Unbeweglichkeit der Elb-Sozis dem Starrsinn jener alter Männer gleicht, deren Wahrnehmung von Welt unter den Prämissen „Das haben wir schon immer so gemacht – Da kann ja jeder kommen – Wo kommen wir denn da hin“ steht.
Zu einem erfolgversprechenden Bündnis gehört nicht nur ein Weg, sondern auch die Fähigkeit und die Bereitschaft, ihn gemeinsam zu gehen. Eine Einigung auf Eimsbüttler Studienrats-Niveau kommt ebensowenig in Frage wie die Fortsetzung der Hofknicks-Politik vor Handelskammer und Wirtschaftsbürgertum. Den Grünen ist das bewußt, wie ihre bisherige Verhandlungspolitik bewiesen hat. Der SPD ist das natürlich auch bekannt, allein es fehlt der Wille.
Wozu also noch die quälende Fortsetzung des Trauerspiels? Die Angst der Beteiligten vor einem Imageverlust ist völlig unbegründet. Die SPD hat kein Gesicht mehr, das sie verlieren könnte, und die Grünen könnten in der Opposition wieder nach einem Profil suchen. Wer jetzt klar und deutlich „Basta“ sagt, stellt zumindest das unter Beweis, was ihm schon lange nicht mehr zugetraut wurde: Handlungsfähigkeit. Sven-M. Veit
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