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Botschafter aus dem Kontinent des Hungers

■ Der Senegalese Jacques Diouf ist zum Generalsekretär der FAO gewählt worden

Rom (epd) – Auf ihn richten sich die Hoffnungen eines ganzen Kontinents: Jacques Diouf aus dem westafrikanischen Senegal ist am Montag abend zum neuen Generaldirektor der Welternährungsorganisation FAO gewählt worden. Der 55jährige Agrarökonom ist der erste Schwarzafrikaner, der die größte UN-Sonderorganisation führt. Die FAO soll von Rom aus mit einem Jahresbudget von 753 Millionen US-Dollar die Ernährungsbedingungen weltweit verbessern. Afrika steht ganz oben auf der Liste der Programme – 168 Millionen Menschen auf dem schwarzen Kontinent sind chronisch unterernährt.

Diouf arbeitete nach seinem Studium in Paris in mehreren Landwirtschaftsorganisationen Westafrikas, bevor er 1978 für fünf Jahre Staatssekretär für Wissenschaft und Technologie in der senegalesischen Regierung wurde. Danach setzte er sich für die Wirtschaft seines Landes auf internationaler Ebene ein – als Regionaldirektor des Internationalen Entwicklungsforschungszentrums in Ottawa (1984 bis 1985), als Generalsekretär der Zentralbank Westafrikanischer Staaten in Dakar (1985 bis 1990) und schließlich als Botschafter Senegals bei den Vereinten Nationen in New York.

Gewählt wurde der Katholik und Vater von fünf Kindern erst nach dem sechsten Wahlgang. Die Entwicklungsländer unterstützten ihn geschlossen, nachdem der Chilene Rafael Moreno aufgegeben hatte, der von den lateinamerikanischen Staaten, Spanien und Portugal favorisiert worden war. Der deutsche Bewerber Christian Bonte-Friedheim war schon im dritten Wahlgang mit nur acht von 163 Stimmen ausgeschieden.

Neu in die FAO aufgenommen wurden am Montag Armenien, Bosnien-Herzegowina, Eritrea, Kirgisien, Kroatien, Makedonien, die Slowakei, Slowenien und die Tschechische Republik. Die FAO wird damit künftig 168 Mitgliedsstaaten umfassen. Jaques Diouf tritt ein umstrittenes Amt an. „Ein schwarzafrikanischer Generaldirektor ist ein wichtiges politisches Signal“, raunt man in den endlosen Korridoren des einst von Mussolini als „Afrikaministerium“ geplanten Gebäudes. Vorgänger Eduard Sauma hatte die UNO-Organisation ausgesprochen autoritär geführt. Kritiker werfen ihr seit Jahren vor, nicht mehr als die „Verwaltung des Hungers“ zu betreiben. Eines ihrer Argumente lautet, die Löhne und Gehälter der rund 6.000 Mitarbeiter im Hauptquartier in Rom und den Außenstellen beanspruchten allein 40 Prozent des Budgets der Welternährungsorganisation.

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