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„Meldung war frei erfunden“

■ Grüner Kurdistan-Beobachter protestiert gegen PKK-nahes Kurdistan-Komitee

Die Reise einer Delegation grüner Abgeordneter in die von türkischem Militär zerstörte kurdische Stadt Lice hat jetzt zu heftigen internen Auseinandersetzungen mit dem deutschen „Kurdistan-Komitee geführt, das der PKK nahe steht. „Rückblickend erweckt Euer Verhalten den Eindruck, daß es Euch weniger um die gemeinsame Sache ging, als um deren Fuktionalisierung für Parteizwecke“, heißt es in einem Brief von zwei Teilnehmern einer parallel und teilweise mit der grünen Gruppe gemeinsam gereisten Delegation des Kurdistan-Komitees. Die Grünen hätten insbesondere „von Anfang an sämtliche Informationen monopolisiert“.

Zornig reagierte der Bürgerschaftsabgeordnete Walter Ruffler, Bremer Teilnehmer der grünen Menschenrechts-Delegation. Ohne die Hilfe der grünen Parlamentarier, so Ruffler in einem Antwortbrief, hätte die Delegation des Kurdistan-Komitees überhaupt nicht nach Lice reisen können. Ruffler: „Ihr wärt unterwegs an der ersten Kontrollstelle gescheitert und hättet unverrichteter Dinge wieder abreisen müssen.“ Ein solches Scheitern, so Ruffler, habe das Kurdistan-Komitee offenbar sogar vorausgesehen und eine entsprechende Pressemitteilung bereits vorab formuliert.

Tatsächlich hatte das Komitee am 28.10., dem Tag der Ankunft der beiden Delegationen in Diyarbakir, behauptet, daß die Menschenrechts-Delegationen „am Flughafen von Diyarbakir in Polizeiaufsicht genommen und nach zwei Stunden in ein Hotel gebracht und dort daran gehindert wurden, weiterzureisen“. Ruffler heute: „Diese Meldung ist frei erfunden. Ich kenne die Realität.“

Der tatsächliche Grund für eine Verzögerung der Einreise am Flughafen sei nämlich gewesen, daß bei einem Mitglied der Delegation des Kurdistan-Komitees die erste Seite des Reisepasses gefehlt habe und das Foto locker gewesen sei. Ruffler: „Es ist unverantwortlich, wenn jemand seinen Paß nicht in Ordnung hat und damit ein stundenlanges Palaver mit den Beamten am Flughafen verursacht.“

Nach Klärung dieser Frage seien beide Gruppen „ganz normal mit dem Taxi ins Hotel gefahren und wurden keinesfalls daran gehindert weiterzureisen“. Rufflers Fazit in Richtung Kurdistan-Komitee: „Die Situation in Kurdistan ist schlimm genug, eine zusätzliche Dramatisierung schadet nur der eigenen Glaubwürdigkeit.“ Ase

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