Lokalkoloratur

Wie lange die Büste des ehemaligen Oberspielleiters Leopold Jeßner dem rauschenden Fest auf allen Bühnen und Gängen der großen Theatermaschine Thalia zusah, die in der Sonntagnacht im Taumel des 150sten Jubiläums Tore und Türen für alle geöffnet hatte, ist nicht überliefert. In den frühen Morgenstunden des Montag war sie jedenfalls nicht mehr an ihrem Platze im Foyer. Und hatte man im Thalia zunächst noch an einen schlechten Scherz und ein plötzliches Auftauchen der Büste an einem anderem Ort im Theater geglaubt, so ist man nun doch etwas besorgt über den Verbleib des über 30 Kilo schweren, bronzenen Konterfeis des Star-Regisseurs, der von 1904 bis 1915 am Thalia wirkte. Das Foto oben zeigt ihn übrigens in jüngeren Jahren, während ihn die Büste mit gelichtetem Haar und bartlos wiedergab. Zwar ist die vor längerer Zeit aus den Hamburger Kammerspielen entführte Büste Ida Ehres inzwischen zufällig wieder aufgetaucht, doch darauf möchte sich das Thalia nun nicht verlassen und bittet die Büsten-Entführer um Rückgabe. Straffreiheit wird zugesichert, und als Finderlohn winken zwei Premierenkarten für die nächste Premiere des Hauses. Hinweise sind zu richten ans Thalia Theater, Telefon: 040-328140. jk