: „Dreierlösung“ für VW gesucht
■ Verhandlungspartner wünschen sich bei Finanzierung der verkürzten Arbeitszeit Hilfe von außen / ÖTV: Viertagewoche ist im öffentlichen Dienst kein Thema / Staatsdiener könnten nicht auf Gehalt verzichten
Berlin (dpa/AP/taz) – Zu Beginn der Verhandlungen um die Viertagewoche beim VW-Konzern drehen sich die Spekulationen um eine mögliche Finanzierung. Die Verhandlungspartner wünschen sich auch staatliche Hilfe für die Einrichtung der neuen verkürzten Wochenarbeitszeit. Der IG-Metall-Vorsitzende Klaus Zwickel wies noch einmal die Forderung der Konzernspitze zurück, die Löhne entsprechend der Arbeitszeit zu senken. Wie berichtet, möchte die Konzernspitze bei VW mit der 20prozentigen Verkürzung der Arbeitszeit 20 Prozent der Personalkosten sparen. Zwickel fordert Zuschüsse von der Bundesanstalt für Arbeit (BA) für den Lohnausgleich. Die BA hat aber Subventionen für die Viertagewoche bislang abgelehnt. Bundesarbeitsminister Norbert Blüm warnte gestern vor überzogenen Erwartungen bei der Einführung der neuen Wochenarbeitszeit.
Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Rudolf Dreßler sagte gegenüber der taz, er vermute, daß es am Ende in Sachen Finanzierung eine „Dreierlösung“ geben werde. Die neuen Arbeitszeitmodelle bei VW würden voraussichtlich durch betriebliche Mittel, mit Hilfe von Lohnsenkungen und durch staatliche Hilfen finanziert. Wenn die Tarifpartner ihre Vorschläge eingebracht und untermauert hätten, müsse man „für alles offen sein“.
Die Verhandlungen zwischen der VW-Leitung und dem IG-Metall-Bezirk Hannover werden voraussichtlich bis Weihnachten dauern. Eine konkrete Bezuschussung einer Arbeitszeitverkürzung durch die Arbeitsämter ist derzeit bestenfalls über den Umweg der „Qualifizierung“ möglich.
Viertagewoche ist für die ÖTV kein Thema
Die Viertagewoche dürfte bei der anstehenden Tarifrunde im öffentlichen Dienst keine Rolle spielen. Sowohl aus der Zentrale der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) als auch von seiten der Städte und Gemeinden hieß es gestern, diese Modelle der Arbeitszeitverkürzung seien im öffentlichen Dienst „kein Thema“.
Für die ÖTV sei die Viertagewoche allenfalls ein Modell, um in Krisenzeiten Massenentlassungen zu verhindern, meinte ein ÖTV- Sprecher. Die Gewerkschaft wolle sich jedem Versuch widersetzen, „Lohnkürzungen über das Vehikel von Arbeitszeitverkürzungen durchzusetzen“. Lohneinbußen in Höhe von 20 Prozent, wie sie die Arbeitgeber mit dem VW-Modell in die Diskussion gebracht hätten, könnten sich die meisten öffentlich Bediensteten „sowieso nicht leisten“. Barbara Dribbusch
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