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Rätsel um NVA-Chemikalien

■ Kampfstoff ins Ausland verschoben?

Die Bundeswehr bestreitet, einer Berliner Entsorgungsfirma den Auftrag zur Beseitigung von Chemikalien der Nationalen Volksarmee gegeben zu haben. Wo 126 Tonnen des Kampfstoffes Aluminiumnitrophor und eine unbekannte Menge Calziumhyperchlorid geblieben sind, ist somit rätselhaft. Wie berichtet, ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Verdachts der umweltgefährdenden Abfallbeseitigung gegen die Gesellschaft zur Entsorgung und Wiederverwertung (GEW). Trotz einer Durchsuchung ist der Verbleib der Chemikalien unbekannt.

Dem Justizsprecher zufolge ist der Entsorgungsauftrag aus dem Bereich der Bundeswehrverwaltung in Strausberg gekommen. Von einem solchen Auftrag wisse man nichts, hieß es inzwischen bei der Wehrbereichsverwaltung. „Wir schließen in aller Regel auch Subunternehmen aus“, entgegnete darüber hinaus Regierungsdirektor Dieter Maar aus Strausberg.

Verwundert über die Justizangaben zeigte sich auch ein Abrüstungsexperte. Der Weilheimer Friedensforscher Erich Schmidt- Eenboom: „Normalerweise ist ein regionales Wehrbereichskommando gar nicht zuständig. Aufträge zur Entsorgung von NVA- Rüstungsmaterial werden zentral von der Hardthöhe vergeben, in der Regel an westdeutsche Großunternehmen der Rüstungsindustrie.“ Dem Friedensforscher zufolge ist Aluminiumnitrophor ein Grundstoff für alle Arten von Brandmunition. Wahrscheinlich habe die DDR-Armee damit für ihre Artillerie sogenannte Blendhandgranaten produziert – eine Allzweckwaffe aller Streikräfte der Welt. Deshalb könnte die Berliner Entsorgungsfirma die Chemikalie möglicherweise gewinnbringend ins Ausland transportiert und an eine fremde Armee weiterverkauft haben. thok

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