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Puerto Rico gegen Beitritt zu den USA

■ 48,5 Prozent für Beibehaltung des Status quo / 70 Prozent beteiligten sich an Abstimmung / Gouverneur will weiterkämpfen / Bindung an die USA seit der Ablösung der spanischen Kolonialherrschaft 1898

San Juan (AFP/AP) – Auf der Karibikinsel Puerto Rico haben sich die Wähler mit knapper Mehrheit dagegen ausgesprochen, als 51. Bundesstaat den USA beizutreten. Nur 46,2 Prozent votierten in einem Referendum am Sonntag für den Vorschlag von Gouverneur Pedro Rossello, in Washington die Aufnahme in die Vereinigten Staaten zu beantragen. 48,5 Prozent sprachen sich dafür aus, den bisherigen Status als mit den USA assoziiertes Gebiet beizubehalten. 4,4 Prozent votierten für die vollständige Unabhängigkeit. Die Angaben beruhen auf der Auszählung der Stimmen in 91 Prozent der Wahlkreise. Das Ergebnis ist allerdings für den Kongreß nicht bindend, der als einzige Instanz über den Status Puerto Ricos entscheiden kann.

Gouverneur Rosello gestand am Sonntag seine Niederlage ein. „Das Volk hat gesprochen, und ich werde ihm gehorchen“, erklärte der Gouverneur. Den Kampf um den Beitritt werde er jedoch fortsetzen. Rosello war bei den Wahlen im vergangen Jahr als Vorkämpfer für einen USA-Beitritt angetreten und hatte dabei einen überwältigenden Sieg gegen die autonomistische Volksdemokratische Partei (PPD) des damaligen Gouverneurs Rafael Hernandez Colon errungen.

Die PPD hatte sich auch vor dem Referendum für die Beibehaltung des Status quo ausgesprochen. In den Straßen von San Juan feierten Tausende ihrer Anhänger mit Salsa-Musik und Autohupen lauthals ihren Erfolg. „Wir haben bestätigt, daß wir Amerikaner sind, aber Puertoricaner sind wir ebenso“, rief eine Frau.

Der Assoziierung mit den USA verdankt Puerto Rico einen relativ hohen Lebensstandard im Vergleich mit den übrigen Karibikstaaten. Doch verglichen mit den US-Bürgern geht es den Puertoricanern eher schlecht: Mit einem jährlichen Pro-Kopf-Einkommen von im Durchschnitt 6.400 Dollar verdienen sie gerade einmal halb soviel wie die Bewohner von Mississippi, des ärmsten US-Staates. Fast 60 Prozent leben unter der Armutsgrenze der USA.

Puerto Rico, das zwischen der Dominikanischen Republik und den Jungferninseln in Westindien liegt und zu den Großen Antillen gehört, hat 3,8 Millionen Einwohner; weitere 2,6 Millionen Puertoricaner leben in den USA.

Die Bindung der Insel an die Vereinigten Staaten reicht in das Jahr 1898 zurück, als US-Truppen landeten und die 405jährige Kolonialherrschaft der Spanier beendeten. Seit 1952 ist Puerto Rico mit den USA in einer Art „Commonwealth“ verbunden, bereits seit 1917 haben die Puertoricaner die US-Staatsbürgerschaft. Es besteht Wehrpflicht, doch haben die Bewohner des Inselstaates kein Stimmrecht bei Wahlen in den USA und müssen Washington keine Steuern zahlen. Im US-Repräsentantenhaus werden die Puertoricaner durch einen jeweils auf vier Jahre gewählten Beauftragten vertreten. Dieser darf aber bei Entscheidungen, selbst wenn sie Puerto Rico betreffen, nicht mitstimmen.

Der Inselstaat ist autonom, und der US-Kongreß darf keinen Einfluß nehmen auf die Rechtsetzungsbefugnisse. Die oberste Regierungsgewalt liegt bei einem für jeweils vier Jahre gewählten Gouverneur sowie dem aus zwei Kammern bestehenden Parlament, über dessen Zusammensetzung ebenfalls alle vier Jahre neu entschieden wird.

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