: Gewerbe, wo es stinkt und kracht
■ Industriepark Nord wird größtes Bremer Gewerbegebiet
Eines der größten Gewerbegebiete Bremens steht im Bremer Westen zur Ansiedelung bereit: Auf rund 135 Hektar ehemaliger Klöckner-Erweiterungsfläche, in direkter Nachbarschaft zur Hütte, soll der neue „Industriepark West“ entstehen. Rund 4.500 bis 5.000 Arbeitsplätze könnten hier auf lange Sicht angesiedelt werden, legt man die „Arbeitsplatzausbeute“ in anderen Bremer Gewerbegebieten zugrunde: Hier entstanden im Durchschnitt 30 bis 40 Arbeitsplätze pro Hektar. Für den „Industriepark West“ ist dabei eine zweite, rund 73 Hektar große Klöckner-Fläche mitgerechnet, für die das Land Bremen eine Kaufoption besitzt.
Mit der Finanzspritze von vermutlich rund 68 Millionen Mark konnte vor einem Jahr Klöckner seine Kasse aufbessern. Ab 1995 sollen sich dort vor allem solche Betriebe ansiedeln, die in enger Beziehung zum Stahlwerk stehen: „Für die Vermarktung des Gebietes ist die Lebensfähigkeit der Hütte Voraussetzung - und je enger die Verflechtung der Betriebe zum Stahl, desto sicherer ist die Hütte“, so Wirtschaftssenator Claus Jäger gestern.
Das Konzept dieser Gewerbefläche hat sich zuletzt rapide verändert: Wo eigentlich ein sauberes Gewerbegebiet für Dienstleistungs-Unternehmen geplant war - „wo es nicht raucht und nicht stinkt“, so Jäger - ,da sollen nun offensichtlich vor allem solche Betriebe hin, bei denen es qualmt und kracht.
Als Anknüpfung an die „vorbildliche Altstoffverwertung Klöckners“ denkt der Wirtschaftssenator dabei zum Beispiel an eine Reihe von wild um den Flughafen wuchernden Schrottbetriebe, die dort eine neue Heimat finden sollen. Die überregionale Akquirierung läuft erst an.
Die Anbindung des Geländes ist optimal: Ein Güterbahnhof existiert bereits, die in Bau befindliche A 281 führt direkt hierher, und 1998 soll auch die Hafenrandstraße als Verbindung zur City fertiggestellt sein.
Über das Nutzungskonzept bestehe mittlerweile, „nachdem wir uns so lange gefetzt haben“, Konsens mit dem Planungsressort - also mit dem Umweltsenator, dem die Stadtentwicklung obliegt.
Ganz und gar nicht einig sind sich Umwelt- und Wirtschaftsressort aber in der Frage der Natur-Ausgleichsflächen. Streitpunkt Werderland: Das Umweltressort würde am liebsten die komplette Fläche zwischen Weser und Lesum zum Naturschutzgebiet erklären - „ein glatter Bruch der Koalitionsvereinbarungen, der uns auf sehr elegante Weise die Hände binden würde“, so Jäger. Denn dann könnte das Gebiet, die letzte Flächenreserve Bremens, nicht mehr als Ausgleichsfläche für weitere Gewerbegebiete zur Verfügung stehen - zum Beispiel für die nur bis zur nächsten Legislaturperiode auf Eis gelegte Hemelinger Marsch. skai
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