: Wenn Nationen Trauer tragen
■ Fußball-WM-Quali: Frankreich, England, Dänemark nicht dabei
Berlin (dpa/taz) – Dem französischen Radioreporter verschlug es die Sprache. Er stammelte mehrmals „que c'est difficile!“ ins Mikro. Dann vergrub sich die Grande Nation in kollektiver Trauer. Die Fußball-Trikolore hatte alles verspielt. So einen 1:0-Vorsprung von Cantona aus der 32. Minute. Emil Kostadinow glich aus. Dann zitterte sich die Partie bis zur 90. Minute, als der Radiosender seinen Dienst aufgeben wollte: Kostadinow machte das 2:1 – Bulgarien im Freudentaumel, Frankreich fassungslos. „Frankreich für acht Jahre aus der Weltkarte gestrichen“, schrieb l'equipe unter dem Titel „Unglaublich“. Von einer „sportlichen Katastrophe“ stammelte Trainer Gerard Houiller.
Ein Patzer seines Torhüters Peter Schmeichel kostete Europameister Dänemark in Sevilla das USA-Ticket. Der Keeper irrte bei einer Flanke im Strafraum umher, Hierro (63.) ließ sich die Gelegenheit zum 1:0 für Spanien nicht entgehen. Dabei hatte Torhüter Andoni Zubizarreta in der 10. Minute rot gesehen. „Die Spanier bleiben unser böser Geist“, vermutete Politiken. Bereits zum vierten Mal waren die Iberer Endstation für eine dänische Mannschaft. Zehn Minuten nach Hierros Treffer in Sevilla versetzte der Ire Alan McLoughlin den Dänen in Belfast den endgültigen K.o. Mit dem Tor zum 1:1 im Bruder-Duell in Nordirland sicherte er der Mannschaft von Trainer Jack Charlton zum zweiten Mal in Folge einen Platz bei der WM-Endrunde. „Wenigstens ein Repräsentant der Inseln dabei“, meldete der Daily Telegraph angesichts des Scheiterns der Engländer nicht ohne Sarkasmus (siehe Press-Schlag). Denn das 7:1-Schützenfest in Bologna gegen San Marino nutzte England nichts mehr, weil Rivale Niederlande zur gleichen Zeit die Hürde Polen in Posen mit 3:1 meisterte. Bergkamp (Inter Mailand) befreite die Gäste mit seinen beiden Toren von allen Sorgen, De Beer erhöhte zwei Minuten vor Schluß auf 3:1. Für Polen traf der Wattenscheider Bundesliga-Profi Lesniak.
Mit Kuhglockengeläut feierten Tausende Schweizer Fans das WM-Comeback ihrer Mannschaft. 4:0 siegten diese über Estland. Mit ihren Toren hatten Adrian Knup (VfB Stuttgart) und Stephane Chapuisat (Borussia Dortmund) entscheidenden Anteil am historischen Erfolg.
Ohne Glanz absolvierte Italien beim 1:0 über Portugal in Mailand seine WM-Pflichtübung. Von einem tragischen Zwischenfall überschattet war die Partie Wales – Rumänien (1:2) in Cardiff: Ein 67jähriger walisischer Fan wurde von einer Feuerwerksrakete getötet. Während die Rumänen durch einen Treffer von Raducioiu alle Zweifel an ihrer insgesamt sechsten WM-Qualifikation ausräumten, löste Belgien die Tickets durch ein 0:0 gegen die Auswahl der Tschechischen und Slowakischen Republiken.
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