: Alle für Lemwerder
■ Transall ja, Eurofighter kein Thema
Lemwerder (taz) – Sie kamen mit leeren Taschen zu den 1.250 von Arbeitslosigkeit bedrohten Beschäftigten des Dasa-Flugzeugwartungswerkes in Lemwerder bei Bremen, aber sie kamen in seltener Einigkeit: der Ministerpräsident Gerhard Schröder, die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Thea Dückert, CDU-Fraktionschef Jürgen Gansäuer und FDP-Landeschef Stefan Diekwisch wollen an einem Strang ziehen. Eine landeseigene Beteiligungsgesellschaft soll mit Privatfirmen ein Konzept ausbaldowern für ein konzernunabhängiges Werk Lemwerder.
Welche Firmen das sein könnten, sagte Schröder nicht, auch nicht, mit wieviel Prozent sich das Land beteiligen würde. Und unklar ist auch, ob die Dasa das Werk überhaupt hergeben will. Dann müßte sie zwar keinen teuren Sozialplan bezahlen, aber wohl die Wartung der Bundeswehr-Frachter Transall in Lemwerder belassen. Diese militärische Wartung macht nämlich derzeit 30 Prozent aller Aufträge in Lemwerder aus.
Trotz all dieser Unklarheiten: Die Belegschaft war glücklich über die parteiübergreifende Einigkeit. Transall für Lemwerder: ja, Eurofighter: nein. Auf diese kurze Formel haben sich vor allem Grüne und SPD verständigt. Während Schröder noch vor wenigen Tagen den Eurofighter neu bewertet wissen wollte, meinte er nun lapidar: Wenn die Entwicklungsphase beendet ist, wird der Bundestag abstimmen, ob der Eurofighter gebaut wird, oder nicht.
Schröder, dieser Eindruck war bei den Grünen entstanden, hatte der Erpressung der Dasa nachgeben wollen, damit Dasa nicht Tausende entläßt. Gestern riet Thea Dückert (Grüne) den Lemwerder FluggerätemechanikerInnen dringend zum schrittweisen Ausstieg aus der Abhängigkeit von militärischen Aufträgen. Dem mußte jedoch Jürgen Gansäuer (CDU) einfach widersprechen: Die Dasa sei zwingend in den nächsten 10, 20 Jahren auf öffentliche Aufträge angewiesen. Erst Schröder fand dann wieder eine einigende Formel: Lemwerder ist ein Symbol geworden für die Frage, ob man wirtschaftliche Schwierigkeiten über Massenentlassungen oder mehr Phantasie löse. Massenentlassungen gefährdeten die soziale und demokratische Stabilität. Christine Holch
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