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■ SoundcheckBrian May / Anthrax

Gehört: Brian May. Es stand ein Mann mit Haaren wie eine Baumkrone auf der Bühne. Vor 16 Jahren schrieb er den Song über den Jungen mit dem Blut und dem Schlamm im Gesicht, der die Fahne mit der Aufschrift ROCK schwenkt, den alle kumpelhaft „Buddy“ nennen und der noch als Greis in die Straßenfluchten brüllt, daß er uns „es“, also den krachigen, angeberischen, unüberbietbaren Stampfen-in-vier-Stadtvierteln-Rhythmus, geben wird. „We Will Rock You“ hat Brian May (Foto) im CCH tatsächlich gespielt. Die Botschaft des Stücks, daß man es nämlich immer mit vielen, großen Starken zu tun hat, ohne sicher zu sein, sie zu bekämpfen oder zu ihnen zu gehören, diese Botschaft trug der frühere Queen-Gitarrist auch mit den Stücken von Back To The Light weiter. Die hippeligen Flashdance-Beats und die fettfeisten, Meat Loafigen Arrangements lassen aber nur einen ganz kurzen Abschlußbericht zu: Adult oriented Schweinerock.

Kristof Schreuf/Foto: JMS

Gehört: Anthrax. Nebenstehende Anführung ist im Falle der fünf Amerikaner fehl am Platze. „Gehört“ hat man höchstens die skandinavischen Clawfinger mit ihrem angehip-hopten Melodiös-Metal. Nach zwei der ohrenbetäubenden Anthrax-Tracks gab es im zu recht nicht ausverkauften Docks (Abendkasse: 42 Ditscher) lediglich noch etwas zu fühlen. „A Journey Into Sound“ wurde großspurig versprochen. Doch schon bald entpuppte sich die Angelegenheit als ebenso perfekt wie einfallslos errichteter „Wall of Sound“. Da half auch die überdimensionale Licht-Show, mit der man bequem drei Stadien hätte ausleuchten können, nichts. Sänger John Bush und seine Mannen spulten ein knappes Set herunter, das so genormt wie ein DIN-A-4-Blatt daherkam: Bass-Solo hier, Gitarren-Solo da, schweißtreibende Laufübungen von links nach rechts und obendrauf die monotone Bestätigung, daß es sich auch hier um eine „pretty fucking good audience“ handele. Das noch mit einem Anti-Racism-Song garniert - und schon ist ein Metal-Gig anno 1993 beendet. Von der schnarchnasigen „Bring The Noise“-Version ganz zu schweigen. Da warten wir lieber auf die Bundys-Folge „Dinner With Anthrax“, die bald im Fernsehen läuft.nnnnnnnGregor Gerlach

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