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Hälfte der Lehrer infarktgefährdet

■ Lehrerverband kämpft für ein realistisches Berufsbild

Gemessen an den Herzschlag- und Bluthochdruckwerten besteht für jeden zweiten bundesdeutschen Lehrer Infarktrisiko. Fast die Hälfte der Hamburger LehrerInnen steigt aus dem Beruf aus, bevor sie die übliche Pensionsgrenze erreicht - und zwar unter Zustimmung des Personalärztlichen Dienstes der Hansestadt. Mit diesen Zahlen ist der Deutsche Lehrerverband (DL) Hamburg gestern an die Öffentlichkeit getreten, um dem „populistischen, zuweilen demagogischen Umgang mit der Arbeitszeit der Lehrer“ ein Ende zu bereiten. Aktueller Anlaß: das Sparprogramm des Senats, in dem auch vorgesehen ist, die Schülerzahl pro Klasse zu erhöhen und die Arbeitszeit der PädagogInnen heraufzusetzen.

Die Meßzahl Wochenpflichtstunden, so erläuterte der DL-Vorsitzende Peter Braasch, sei in diesem Beruf nicht angemessen, da an jeder Unterrichtsstunde immer mehr unsichtbare, aber notwendige Arbeit hinge. Zusätzlich zu den Verpflichtungen, die sich aus dem Unterricht ergäben, seien LehrerInnen zunehmend mit Problemen wie Gewalt, Drogen, Ausländerintegration und familiären Konflikten konfrontiert.

Der Münchner Arbeitsmediziner Wolf Müller-Limroth hat sich in Untersuchungen mit den beruflichen Anforderungen der LehrerInnen auseinandergesetzt und kam unter anderem zu dem gestern vom DL präsentierten Ergebnis, daß deren wöchentliche Arbeitszeit selbst unter Berückischtigung der Ferien rund 45 Stunden ausmacht. Zu den vielfältigen Tätigkeiten, die oft unberücksichtigt blieben, gehören laut dem Mediziner zum Beispiel Aufsichten, Bücher-, Material- und Filmorganisation, Elterngespräche, Konferenzen, Vorbereitung von Wandertagen und Klassenfahrten, Verwaltungstätigkeiten, Betreuung von ReferendarInnen, Notenberechnung und vieles mehr. Auch die meisten Pausen zwischen den einzelnen Unterrichtsstunden seien mit derartigen Aktivitäten ausgefüllt.

Meßbar seien diese Belastungen medizinisch an Erschöpfungszuständen wie Schlafstörungen. Zudem litten viele PädagogInnen unter Atemwegerkrankungen durch das ständige Sprechen im „Kunstklima“ Klassenraum. Diese Probleme werden verstärkt durch den ständigen Lärmpegel in der Schule: Während bei einem normalen Gespräch der Schalldruck 60 bis 65 Dezibel beträgt, müssen LehrerInnen im Unterricht 65 bis 75 Dezibel aufwenden, also etwa doppelt so viel. In Pausen liege der Pegel gar bei über 80 Dezibel - eine Belastung, die, so Müller-Limmroth, als „erheblicher physischer Stressor“ angesehen werden müsse. ch

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