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Sanfter Güterverkehr in Hamburgs City?

■ Neue Güterverkehrskonzepte: mit Hybrid-Laster und Logistikbox durch die City

Ein großer Blechkasten, eine Art Würfel-Container namens „Logistikbox“, und ein dunkelroter 7.5-Tonner, unterm Fahrgestell noch wuchtiger und fetter als seine LKW-Brüder, zierten gestern den schneebedeckten Hamburger Rathausmarkt. Die von Passanten kaum beachteten Metallgetüme stehen für den Versuch der Hamburger Nahverkehrsspediteure, neue Wege im innerstädtischen Güterverkehr aufzuzeigen.

Das Ziel: Güter im Fernverkehr auf die Schiene und im Nahverkehr auf die Straße – in der Stadt aber möglichst umweltfreundlich transportiert. Der vom LKW-Bauer MAN neu entwickelte 7,5 Tonner will diese Aufgabe mit seinem Hybrid-Antrieb lösen: Ein Dieselmotor bewegt das Fahrzeug über größere Strecken, in der Innenstadt (zum Beispiel ab Wallring) übernimmt ein Elektromotor die Arbeit. Friedrich Wendt, Co-Chef der Hamburger Spediteurscombo Bahn-Trans, die den Hybrid-Laster seit einigen Wochen testet, gestern stolz: „Güterverkehr ist in der Innenstadt nicht zu vermeiden. Wir sind aber bereit, ein paar Mark in die Hand zu nehmen, um die Belastungen aus dem unvermeidlichen Verkehr zu reduzieren.“

Ein paar Mark? 20 Prozent weniger Nutzlast und Mehrkosten von sechs Prozent im Dauerbetrieb machen den Einsatz des Zweimotorlasters wirtschaftlich problematisch. Dabei hat MAN vor allem auf Wirtschaftlichkeit und den Einsatz bereits ausgereifter Technik gesetzt. Das Ergebnis ist ein Kompromiß. Um die hohen Zusatzkosten in Grenzen zu halten, wurde das Elektroteil sehr bescheiden ausgelegt: 600-Kilo-Batterien schleppen den LKW gerade 30 Kilometer weit.

Das zukünftige Glück mit Schiene und Elektrolaster fällt denn auch sehr bescheiden aus: Während die Bahn Stückgut heute zum Hauptbahnhof bringt, von wo Normalo-LKWs die Waren in die City karren, soll in Zukunft nur noch der große Umschlagbahnhof in Billwerder angelaufen werden. Von dort würde dann der Hybrid-Laster mit dem Diesel auf der Straße bis zum Hauptbahnhof stinken, um anschließend die Mönckebergstraße elektrisch entlangzuschnurren. Ein ökologischer Fortschritt?

Baubehördensprecher Jürgen Asmussen sieht einen „Schritt in die richtige Richtung.“ Mehr Sinn macht nach Expertenmeinung dagegen die Logistikbox. Derartige neue Behältersysteme, kleiner als die Container, könnten tatsächlich die Zahl der schmutzigen, lauten und gefährlichen Brummikilometer reduzieren: Boxen lassen sich leicht zwischen verschiedenen Verkehrsmitteln austauschen. Ein Baukastensystem stadt- und schienengerechter Boxen wäre der entscheidende Schritt für eine wirkliche Verbesserung des städtischen Güterverkehrs. Florian Marten

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