Farbe bekennen - aber wie?

■ Chemie oder Natur? - Wer seine natürliche Haarfarbe verändern will, hat die Qual der Wahl

Haare werden gern als Ausdruck unseres Lebensgefühls bezeichnet: Fühlen wir uns schlecht, hängen sie schlapp und strohig, geht's uns gut, führen auch die Haare ein glänzendes Dasein. Bleibt noch die Farbe. Viele Menschen sind mit ihrer natürlichen Haarfarbe unzufrieden und greifen zu Färbemitteln. Und hier zeigt sich die Qual der Wahl. Womit färben? Mit chemischer Haarfarbe, chemischer Tönung oder Pflanzenfarbe? Sorgfältige Überlegung tut hier not.

Bei chemischen Haarfärbemitteln und Tönungen werden alle Farbnuancen angeboten. Bei Pflanzenfarben hingegen liegt der Färbebereich immer noch zwischen hellbraun und mittelblond - allerdings ist die Industrie dabei, mehr Farben zu entwickeln.

Was genau geschieht eigentlich, wenn die Haarfarbe verändert wird? Beim chemischen Färben wird die Schuppenschicht an der Haaroberfläche durch einen aggressiven Stoff (z.B. Ammoniak) aufgequollen und geöffnet. Die natürliche Farbe wird abgebaut und das neue Farbpigment (Farbbildner) in das Haar eingeschleust. Durch ein Oxidationsmittel (Wasserperoxid) kann der Farbbildner die neue Farbe entfalten. Das Farbpigment wird so groß, daß es die Haare nicht mehr verlassen kann. Beim Tönen und bei Pflanzenfarben dringt die Farbe nicht in das Haar ein, sondern lagert sich an der äußeren Schuppenschicht ab. Die natürlichen Farbpigmente werden somit nicht angegriffen. Erhöht man die Einwirkzeit bei Pflanzenfarben auf über eine Stunde und führt dem Haar noch zusätzlich Wärme zu, wird die Farbe dauerhaft wie bei einer chemischen Färbung angelagert.

Viele der Stoffe wie Resorcin, Toluylendiamin (TDA) oder Alpha-Naphtol, die sich in den chemischen Mitteln befinden, sind aggressiv und können sich allergen auswirken. Es besteht zudem der Verdacht, daß Oxidationsfarben das Krebsrisiko erhöhen. Auf jeden Fall ist es ratsam, beim Kauf von Haarfarbe auf die Inhaltsstoffe zu achten, denn Oxidationsfarbstoffe sind bei uns deklarationspflichtig. Um Unfälle wie Grünfärbung der Haare oder gar starke Hautreizungen (Kontaktekzeme) durch falsche Anwendung zu vermeiden, sollten die in der Packung angegebenen Schritte beim Färben genau befolgt werden.

Die Haare brauchen nach der Anwendung chemischer Haarfarbe eine gesunde Pflege. Dazu zählen alllerdings nicht die tägliche Haarwäsche oder die viel zu oft angewandten Kurpackungen, vielmehr sollten die Haare gerade nach einer Färbung geschont werden. Einmal die Woche waschen, dazu eine Kurpackung aus dem Bioladen - das reicht aus.

Viele Firmen haben bereits ihr Angebot mit Pflanzenfarben angereichert - denn die Nachfrage steigt und 30 Prozent aller BerufsanfängerInnen im Friseurhandwerk müssen sich wegen Allergien einen anderen Beruf suchen. Die Naturfarben feiern ein Comeback und das, obwohl die Tönung länger dauert, aufwendiger und teurer ist. Dafür halten sich Naturfarben im Gegensatz zur chemischen Tönung einige Wochen länger, sind waschfester und transparenter.

Ana Burczyk