Gegen behördliche Räumung

■ Heimfeld: Nachbarn protestieren für Containerdorf

Es ist schon merkwürdig: Ständig ist die Sozialbehörde verärgert über Proteste, die ihr entgegenhallen, sobald sie Containerdörfer für Flüchtlinge aufstellt. Doch da, wo die AnwohnerInnen die Flüchtlingsunterkünfte wohlwollend aufnehmen, werden diese auf Anordnung abgerissen. So in Heimfeld (taz berichtete): Gestern morgen wurde den Bewohnern des Containerdorfs Denickestraße eine Verfügung überreicht, unverzüglich ihre Unterkunft zu verlassen.

Die Behörde begründet den Rauswurf mit dem Vorhaben des AK Harburg, im April auf dem Gelände mit dem Bau eines Psychiatrie-Gebäudes zu beginnen. Doch Pastor Reimann von der benachbarten Luther-Kirche sieht darin keinen Grund, die Unterkunft jetzt schon zu räumen, vor allem, weil die Asylbewerber allesamt in wesentlich schlechtere - und billigere - Unterkünfte umziehen müssen. Sozialdezernent Holger Stuhlmann in den „Harburger Nachrichten“: „Das Containerdorf kostet uns pro Woche 60.000 Mark.“

Seit den frühen Morgenstunden bemühten sich gestern Mitarbeiter der Sozialbehörde und des städtischen Beschäftigungsträgers „Hamburger Arbeit“, die Bewohner zum Umzug in die Lager Dradenau und Waltershof zu bewegen. Teilweise mit üblen Methoden: Einigen wurde gesagt, wenn sie nicht gehen, würden ihnen Wasser und Strom abgestellt. Gleichzeitig versammelten sich rund 15 Mitglieder der Kirchengemeinde, von „terre des hommes“ und der Bürgerinitiative „Containerdorf Denickestraße“, um ihre Solidarität mit den Flüchtlingen zu bekunden.

Die jordanische Sozialbetreuerin Hanan Khadir übermittelte den Medien den Unmut der Betroffenen: „Die Leute wollen hierbleiben. Auch Leute, die sich umgemeldet haben, sind noch drin.“ Um die umzugsunwilligen Bewohner aus den Containern zu vertreiben, muß die Sozialbehörde nun Räumungstitel beantragen. Oder den Psychoterror - kein Strom, kein Wasser - walten lassen.

Kai von Appen