: Edelschrott statt Gift?
■ Siemens AG stellt neues Schwel-Brenn-Verfahren zur Müllentsorgung vor
Die kühlen Hanseaten für die Müllverbrennung begeistern wollten Ingenieure von der Siemens AG, die gestern in Hamburg ihr neues Schwel-Brenn-Verfahren vorstellten. „Im Süden gibt es mehr Feuervögel, der Norden ist noch zurückhaltender“, so Arnold Bald, Leiter des konventionellen Kraftwerkgeschäftes bei der Siemens AG.
Aber nun habe selbst die schleswig-holsteinische Regierung gerade eine „Kurskorrektur“ vollzogen und angekündigt, die alten Verbrennungsanlagen könnten weiter betrieben und erweitert werden. Die Erweiterung der MVA Stapelfeld auf insgesamt 600.000 Tonnen hält Bald aber für „schwer durchsetzbar“. Statt dessen seien jetzt neue Standorte für „mittelgroße“ Anlagen in den Kreisen Lauenburg, Segeberg und Stormarn in der Diskussion, berichtete gestern Burkhard Schellhaus, Leiter des Bereiches Energieerzeugung in der „Hanseatischen Region“ der Siemens AG. Und die könnten dann mit dem von Siemens neu entwickelten Verfahren betrieben werden. Das sei „allen derzeit diskutierten Verfahren zur thermischen Abfallentsorgung überlegen“, meint Bald. Die erste kommerzielle Anlage mit einer Kapazität von 100.000 Jahrestonnen soll bis 1997 in Fürth entstehen.
Bei der „thermischen Verwertung“ a la Siemens wird der Müll bei 450 Grad in der sogenannten Schweltrommel entgast, dann können die festen Rückstände wie Eisen, Aluminium, Glas und Steine abgetrennt und wiederverwertet werden, echter „Edelschrott“, wirbt Gerd Baumgaertel, Leiter der Abteilung Thermische Entsorgung bei der Siemens AG. Der verbleibende Staub wird bei 1300 Grad verbrannt. Dabei würden anorganische Schadstoffe wie Schwermetalle „auslaufbeständig“ in einem Schmelzgranulat eingebunden, das im Straßenbau Verwendung fände und organische Schadstoffe wie Dioxine und Furane „sicher zerstört“, versichert Bald. Die Emissionen lägen weit unter den gesetzlichen Grenzwerten.
Außerdem habe das Schwel-Brennen von allen Verfahren die höchste Stromausbeute und spare enorm viel Deponiekosten. VM
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