: Das Verschwinden des Berges
Die Bauern haben sich bei uns daran gewöhnt,
Likör von Orangen aus der Kaliumfabrik zu trinken.
Und wirklich, wenn der Wind die Schafe schert
und dem Hirten im Regen der stolze Schnurrbart abfällt,
scheint sich zwischen den Dörfern ein Orangenwald zu bewegen
auf langen Schienen von gelblichem Rauch.
Nachts kann man mit den Wächtern handeln:
einen Zwanziger für einen Eimer woll Methylalkohol.
Doch bei Warna, jenseits der Donau,
schauen die Bulgaren gebannt
auf die rumänischen Wolken, die den Totengräbern
ordentliche Profite bescheren.
Auch werden auf der Straße die Ärzte
mit viel mehr Respekt als früher gegrüßt.
Vor Zeiten waren Gerüchte über die Hunnen im Umlauf,
die weder Kartoffel kannten noch Mais
und sich deshalb damit begnügten, kleine Kinder
in der Glut ihrer Feuer zu braten. Nur diese alten Gerüchte
konnten die Bulgaren dazu bewegen, ihre Bündel
zu schnüren, ihre rundlichen Kinder und die kostbaren
Zwiebeln in große Bastkörbe auf die Eselsrücken
zu packen. Sie machten sich auf und davon
und tauschten fruchtbaren goldenen Schlamm
gegen Kalk aus den Bergfestungen.
Und so verändern jetzt die Wolken ihr Leben
(die Industrie, die rumänische Chemie).
Wieder wandern sie aus, an den Fuß
eines ziemlich schimärischen, eines stumpf gewordenen,
eines ziemlich verschwundenen Berges,
der seinen hohen Gipfel nur in alten Liedern hat.
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