■ Daumenkino: Younger & Younger
Was Sie in 97 Minuten alles Schönes machen können: Mit Mutter abrechnen. Die Fußnägel schneiden. Ihren Partner mit Rheuma-Salbe einreiben. Gutes Buch. Auf den Bahnhof gehen und den aus dem Zugfenster Winkenden Watschen hauen. Auf fünfzig verschiedene Arten Ihren Liebhaber verlassen. Ihrer Tochter erklären, wann man zu jemandem „You Old Slimeball“ sagt und wann man das nicht tut. Einen Berliner darüber aufklären, daß und wie man „Guten Morgen“ oder „Auf Wiedersehen“ oder „Hätten Sie vielleicht noch Prospekte für Schwarzwaldreisen“ sagt. Zwei Zentner Kartoffeln in den Keller tragen. Fünf ernst zu nehmende Filme verreißen. Kaffetrinken im Adlon- Hotel. Den Bauch mal ordentlich durchwalken lassen von einem von diesen netten kleinen Zuckerdingern. („Ein dicker Mensch mit Fett betalkt mir die Hinterbacken walkt.“) Klingelstreiche oder sogar einen echten Anruf bei Daniel Auteuil. Mal wieder so richtig abheulen, Ihnen fällt bestimmt was ein. Zum Friseur gehen, Mensch, und die alten Zotteln abschneiden lassen. Shopping gehen, aber ganz sicher ohne Rosalie. Mal wieder so richtig ablachen. Den Plot vom „Malteser Falken“ nacherzählen, ohne zu stottern. Passanten auf der Straße unter der Vorgabe, ein medizinisches Experiment durchführen zu wollen, dazu bringen, ihre Gesichtsmuskeln maximal zu verzerren und gleichzeitig mit dem Popo zu wackeln. Das ist hübsch und bringt großes Hallo. Mit anderen Worten: Tun Sie, was immer Ihnen einfällt, aber gehen Sie nicht in Percy Adlons „Younger & Younger“, beziehungsweise behaupten Sie nachher nicht, Sie hätten grad nichts Besseres zu tun gehabt, wir hätten Sie nicht gewarnt, hätten Ihnen nichts vorgeschlagen und so weiter, verstanden? mn
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