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Pack die Tanne in den Tank!

■ Vor der Wiederauferstehung: Das „Holzgasauto“ von 1942. Neue ungeahnte Perspektiven in der Umweltdiskussion mit vielseitigem Nutzeffekt

„Der deutsche Wald stirbt!“ – „Deutsche Förster arbeitslos“ – von derartigen Kahlschlagzeilen ließ sich die deutsche Autoindustrie lange nicht erschüttern. Doch drohender Verkehrsinfarkt und drastisch eingebrochene Verkaufszahlen zwingen sie endlich dazu, mit innovativen Energiesparmodellen frischen Wind auf deutsche Straßen zu bringen. Einziges Problem dabei: Ob Kürbis-Diesel oder Nuklearmobil mit obenliegender Sockenwelle – alle Modelle arbeiten immer noch zu unwirtschaftlich. Rettung aus dieser verfahrenen Situation ist in Sicht. Im Rückblick auf die Vergangenheit tun sich neue ungeahnte Perspektiven auf, die längst in Vergessenheit geraten waren: In einer Schublade des Bonner Verkehrsministeriums fanden sich sensationelle Konstruktionspläne für ein „Holzgasauto“ aus dem Jahr 1942, das alle akuten Probleme auf Deutschlands Straßen auf einen Schlag lösen könnte.

Das durch die ebenso narrensichere wie unschädliche Vergasung von Holz betriebene urtümliche Gefährt sorgte schon während der energiearmen Kriegs- und Nachkriegsjahre für zügiges Fortkommen auf deutschen Straßen. „Mit dem Holzgasauto“, frohlockt denn auch Staatssekretär Brause vom Verkehrsministerium, „äh, brausen wir allen davon.“ Tatsächlich könnten mit der Rückbesinnung auf die genial einfache altdeutsche Vergasertechnologie sechs Fliegen mit einer einzigen Klappe geschlagen werden:

– Das Holz der kranken und sturmgeschädigten Bäume könnte volkswirtschaftlich sinnvoll verwertet werden.

– Gleichzeitig würden die drastisch gefallenen Holzpreise wieder stabilisiert.

– Der Autarkie in der Energieversorgung wäre Deutschland einen bedeutenden Schritt näher gekommen.

– Durch die Senkung der Schadstoffemissionen könnte auch das arg gebeutelte Ozonloch wieder ein Stück weit aufatmen.

– Durch die maximal erreichbare Geschwindigkeit von 60 Stundenkilometern wäre jedes Tempolimit von vornherein überflüssig.

– Stau-, Unfallgefahr und ministerielle Testfahrten wären somit auf ein Minimum reduziert.

In einer eilig einberufenen nationalen Holz-Konferenz von Regierung, Autoindustrie und Forstwirtschaft wurden vergangenen Montag die Eichen für das weitere Vorgehen gefällt. Nach dem verheerenden Absatzeinbruch des letzten Quartals erwarten die deutschen Autobauer nun einen kräftigen Nachfrageschub – ob VW mit seinem Modell „Forstadjunkt“ oder die neue Mercedes-Ast-Klasse, überall mußten Sonderschichten für die neuen Holzgaser eingelegt werden.

Und auch die Forstwirtschaft zieht mit: Ein eilends aufgebautes „Tannstellen“-Netz der neugegründeten Birkol (Werbeslogan: „Pack die Tanne in den Tank!“) soll bis Ende des Jahres die Holzversorgung an Deutschlands Straßen sicherstellen. Einzige Sorge des Holz-Multis: Gewiefte Holzgas-Fahrer könnten dem Ruf des deutschen Waldes nicht widerstehen und sich an den weitläufigen „Freien Tannstellen“ selbst bedienen – frei nach dem Motto: Schleiche mit Eiche zum Nulltarif.

Daß man selbst mit derlei Wildwestmethoden nicht immer weit kommt, mußte Testfahrer Luschke von Lahmstein am eigenen Gasfuß „erfahren“: Als sein Ford Waldi in Spanien mit defektem Holzgaskessel liegenblieb, konnte der örtliche Mechaniker aus einer ausrangierten Dampflok zwar geeignete Ersatzteile ausbauen, doch der Fahrspaß im instandgesetzten Testwagen hielt sich in Grenzen. Der Holzgas-Schleicher blieb kurz hinter Granada wieder liegen. Diesmal gab es endgültig kein Weiterkommen mehr. Grund: Luschke befand sich zwar auf dem Holzweg, aber leider war dort schon das ganze Holz weg. Rüdiger Kind

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