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Das Schweigen im Sender

■ Diebe räumten Technik des neuen NDR-Jugendradios aus / Programm-Daten entwendet / Sender verhängte Informationssperre   Von Marco Carini

NDR: Nicht Drüber Reden! So jedenfalls handelte der Sender jetzt in eigener Sache. Ein Einbruch in die NDR-Studios in der Winterhuder Bebelallee, wo ab April 1994 das neue NDR-Jugendprogramm „N-Joy-Radio“ produziert werden soll, wurde von der Anstalt tagelang verschwiegen. Ein Verhalten, das Spekulationen auslösen muß.

Nach Angaben der Polizei drangen in der Nacht vom 14. auf den 15. Dezember unbekannte Täter durch ein entriegeltes Fenster in das nicht durch eine Alarmanlage gesicherte Gebäude in der Bebelallee 1 ein. Der Polizeibericht vermerkt den Diebstahl verschiedenster für den Radiobetrieb notwendiger Elektronik sowie mindestens eines Computers. Merkwürdig dabei: Der Norddeutsche Rundfunk kehrte den Bruch unter den Teppich – kein einziges Wort an die Presse. Nach Informationen, die der taz zugespielt wurden, wurde innerhalb des Senders eine Nachrichtensperre verhängt.

NDR-Pressesprecher Ernst Günter Tange war denn auch gestern von der taz-Nachfrage hörbar überrascht. Den Vorfall bestätigte er zwar, zugleich wiegelte er ab: „Es ist nichts Spektakuläres weggekommen, deshalb haben wir nichts über den Einbruch verlauten lassen“. Den entstandenen Schaden bezifferte er auf „etwa 80.000 Mark“.

Auch die Pressestelle der Polizei, die Hamburgs Medien ansonsten mit Meldungen über jedes halbwegs spektakuläre Verbrechen zuzufaxen pflegt, gab den Einbruch nicht bekannt. Der mögliche Grund für die Koalition des Schweigens: Nach taz-Informationen gelangten die Diebe in den Besitz der noch geheimen computergespeicherten Programmschemata des geplanten „N-Joy-Radios“.

Mit diesem „Jugendradio“ wollen die öffentlich-rechtlichen Funker vom Rothenbaum ab April nächsten Jahres die zu den locker-flockigen Privatradios abgewanderten jugendlichen HörerInnen zurückgewinnen. Für wen die Programmdaten dieses Senders von Interesse sein könnten, ist völlig unklar.

Allerdings ist nicht auszuschließen, daß diese Daten das eigentliche Ziel der Diebe waren. Denn nach Aussage eines Insiders handelt es sich bei dem übrigen Diebesgut zum Großteil um „Technik, die so speziell ist, daß sie auf dem Hehlermarkt kaum loszuwerden“ ist.

Der NDR will sich „an Spekulationen“ natürlich „nicht beteiligen“. „Über die Täter und ihre Motive“, bemerkt Pressesprecher Tange nur lapidar, verfügten Polizei und Sender über „keinerlei Aufschlüsse“. Da schweigt man lieber.

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