■ Kampf dem Verkehrsstau: Schneller bauen
Finanzsenator Elmar Pieroth (CDU) hat gestern mit deutscher Tiefe über die Berliner Krise im besonderen nachgedacht. Die Stadt, so bemerkte er scharfsinnig, komme wirtschaftlich, baulich und sozial nicht auf die Beine, wenn alle automobilen Bewegungen im täglichen Baustellen-Stau versinken. Wie recht er hat: Auf der Stadtautobahn sehen Investoren in S-Klasse-Geschossen alle zwei Kilometer rot. Arbeiter können sich angesichts des nervenzerfetzenden Stop-and-Go über aufgerissenen Asphalt nicht mehr konzentrieren, müssen entlassen werden oder ziehen ins Umland. Ist der Umleitungsstreß gar zu groß, können Baustellen-Geschädigte zu Mördern werden, wie jener Manta-Raser, der im Oktober dieses Jahres aus Stau-Wut seinen Beifahrer (einen Straßenarbeiter) noch im Wagen hinrichtete. In Berlin läuft nichts mehr im Baustau. Da gehen Berliner Lebenslust ebenso wie Arbeitsplätze und Steuern verloren, sagt Pieroth.
Stau, jetzt geht's los! Da haut der Finanzsenator triebsicher in die richtige Kerbe und fordert das Ende Dauerbuddelei: Lästig herumstehende Baustellenabsperrungen sollen mit „drastischen Gebühren“ quasi umgerast, schnell arbeitende Firmen mit einem „Geschwindigkeitsbonus“ belohnt und bei der Auftragsvergabe „bevorzugt“ behandelt werden. Ob Signalanlagen, Verengungshinweise oder langsame Arbeiter nach einer Schonzeit zum Freiwild erklärt und überrollt werden dürfen, sagte Pieroth nicht.
Schneller bauen, schneller fahren, schneller umleiten, Zeit ist Geld mal Fahrgeschwindigkeit, lautet die Devise für Pieroths Tempo-City. Den guten Vorschlägen möchte man da noch hinzufügen: Macht Parks zu Car-parks, Haltezonen zu Freeways und Kitas zu Parkhäusern, es lebe der mobile Wahn. Der Blick durch die Windschutzscheibe muß wieder frei werden, dem Gaspedal dürfen Umleitungsschilder nicht länger im Wege stehen. Rolf Lautenschläger
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