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Einem Käfig wachsen Flügel

■ „It's possible - Frieden ist möglich“: Ausstellung israelischer und palästinensischer Künstler

„Wir wären naiv“, sagt der israelische Maler David Reeb, „wenn wir denken würden, wir könnten radikal Einfluß auf eine Regierung nehmen, die von Parteien geführt wird, deren Ideologie auf Rassismus und Expansionismus basiert.“ Genauso naiv sei es zu glauben, man könne Israel in einen friedliebenden Staat verwandeln, oder die Errichtung eines unabhängigen palästinensischen Staates erzwingen.

Reeb ist einer der 24 Teilnehmer der Ausstellung It's possible- Frieden ist möglich. Die Wanderausstellung wurde 1988 in den USA gezeigt, 1990 in Japan und 1993 in verschiedenen deutschen Städten, bevor sie jetzt, mit Unterstützung der Kulturbehörde und des Bezirksamtes Altona, im Kollegiensaal im Altonaer Rathaus zu sehen ist.

Den zwölf israelischen und zwölf palästinensischen Künstlern, die in Israel, der Westbank oder dem Gazastreifen, aber auch im Exil in den USA, Japan und Europa leben, ist das Ziel eines aktiven Beitrags zum Frieden im Nahen Osten gemeinsam. Sie unterstützen die „Zwei-Staaten-Lösung“, und sie wollen mit dieser Ausstellung zeigen, daß Israelis und Palästinenser friedlich und kooperativ neben- und miteinander leben können.

Sie begnügen sich weder mit einer abstrakten unverbindlichen Friedensutopie, noch überschätzen sie ihren künstlerisch-politischen Einfluß. Es werden Gemälde und eine Skulptur gezeigt, die überwiegend die Spannung zwischen Israel und Palästina zum Thema haben, aber auch die Hoffnung auf Frieden und Gemeinsamkeit. Dabei nutzen die Künstlerinnen sehr verschiedene Materialien, wie etwa Lehm mit Erde und Stroh gemischt, Öl und Emaille, Gouache oder Seidenfarben. Die Stilmittel reichen von figürlicher Darstellung über Abstraktion bis zum Gebrauch kubi-stischer und surrealistischer Elemente.

Die Skulptur „Laßt Freiheit fliegen“ der israelischen Künstlerin Shulamith König, scheint die politische Programmatik der Ausstellung und die Hoffnung der KünstlerInnen zu bündeln: Die UN-Deklaration der Menschenrechte ist in einen Käfig gesperrt, dem große Flügel wachsen - die Sehnsucht der KünstlerInnen, die sagen „It's possible - Frieden ist möglich“?

Simone Ohliger

Kollegiensaal Altonaer Rathaus, am 6. Januar spricht Udo Steinbach vom Orient-Institut; Mo bis Fr 10 - 17 Uhr, Sa, So 11 - 16 Uhr, bis 19.1.

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