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Abschiebe-Razzia in Rahlstedt

■ Polizei suchte Drogen / 21 Ausländer festgenommen

Hamburgs Polizei hat am Mittwochabend das Flüchtlingsheim am Alten Zollweg in Rahlstedt gestürmt und eine Razzia durchgeführt. Es sollte ein großer Schlag gegen die Rauschgiftmafia werden, es wurde aber ein Flop. So entwickelte sich die Polizeiaktion zur reinen Abschieberazzia.

Um 20.10 Uhr gibt die Einsatzleitung den Startschuß. Mannschaftswagen der Bereitschaftspolizei fahren vor der Flüchtlingsunterkunft in Hamburgs Nordosten vor. 150 BeamtInnen springen aus ihren Wannen, Streifenwagen riegeln die Asylunterkunft hermetisch ab. Dann wird – begleitet von Fahndern der Ausländerbehörde – mit der systematischen Durchsuchung des Gebäudes begonnen.

Nach Polizeiangaben treffen die Uniformierten 120 Personen an, 50 Bewohner nehmen die BeamtInnen zwecks Identitätsfeststellung in Gewahrsam. 21 Menschen aus Ghana, Liberia, Senegal, Guinea, Nigeria und der Türkei übergibt die Polizei im Anschluß der Ausländerbehörde. Ihnen droht jetzt die unmittelbare Abschiebung.

Vollstreckt wird außerdem ein Haftbefehl gegen einen Ghanaer, der wegen Betruges gesucht wird. Gegen 21 Flüchtlinge erstatten die PolizistInnen Anzeige wegen des Verstoßes gegen das Asylverfahrensgesetz. Doch zu dem großen Drogenfund kommt es nicht. War das Rauschgift nur ein Vorwand, um Ausländer zu suchen, die sich illegal in Hamburg aufhalten? Denn nur bei einem Heranwachsenden entdeckten die Fahnder zehn Gramm Kokain und fünf Gramm Haschisch. Der Jugendliche wurde gestern wieder freigelassen. Außerdem nahmen die FahnderInnen nach eigenen Angaben 13 Fahrräder, ein Autoradio und ein „Sound Board“ als mutmaßliches „Stehlgut“ mit. Es wird jetzt geprüft, ob die Sachen überhaupt geklaut sind.kva

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