piwik no script img

Sieg des kleinen Schwarzen

■ Espressomaschinen sind dabei, zischend den deutschen Markt zu erobern

Kaum ein Markt, auf dem es in den letzten Jahren so geboomt hat wie beim Espresso. Waren 1981 erst ganze 22.000 deutsche Haushalte technisch in der eigenen Küche auf die Bereitung des kleinen Schwarzen eingestellt, stehen inzwischen über 2,5 Millionen Espresso-Maschinen in deutschen Haushalten. Hohes Einkommen und rege Reisetätigkeit in den Mittelmeerraum sind dabei die Hauptkriterien der Espresso-Kundschaft. So hat es eine Marktumfrage ergeben.

„Und zum hohen Einkommen gehört oft auch eine große Küche“, weiß Frau Liedtke, Organisatorin einer Espresso-Beratungsausstellung beim Bremer Hausfrauenbund, „und das ist wichtig. Denn ist die neue Espressomaschine aus Platzmangel erstmal im Küchenschrank verstaut, kommt sie kaum je wieder heraus.“ Ihre Erfahrung: Espresso ist ein zusätzliches Genußmittel. In deutschen Haushalten ersetzt er keineswegs den in der röchelnden Maschine zubereiteten deutschen Kaffee.

Die wäre das durchaus zu empfehlen – und zwar nicht nur aus geschmacklichen, sondern vor allem aus gesundheitlichen Gründen. Ganz entgegen des äußeren Eindrucks enthält Espresso nämlich deutlich weniger Koffein, Bitter- und Gerbstoffe als Filterkaffee. Der Grund: Das 90-95 Grad heiße Wasser wird in ca. 30 Sekunden durch den Espresso gedrückt, zu wenig Zeit, um die schädlichen Kaffeeanteile zu lösen.

An dieser Stelle zeigen sich dann allerdings auch die entscheidensten Qualitätsunterschiede der verschiedenen Espressomaschinen. Denn nur die Geräte, die mit einer eingebauten Pumpe den Dampfdruck auf 15 Bar steigern können, garantieren die kurze Brühzeit des Kaffees – und eine schöne Crème, die das feine Aroma schützt. Auch beim Aufschäumen der Milch für einen Cappuccino ist der Dampfdruck entscheidend. Er muß beim Austritt aus der Düse mindestens 125 Grad heiß sein, um die Milch nicht zu verwässern.

Billige Espressomaschinen sind inzwischen zwar bereits ab 100 Mark zu haben. Sie drücken allerdings – ebenso wie die ganz einfachen Alukännchen für den Herd – das heiße Wasser nur mit Hilfe seines eigenen Dampfdrucks durch den Espresso. Das dauert für eine schonende Bereitung zu lange und führt auch nicht zu einer ordentlichen Crème. Der Geschmack ähnelt dann auch eher einem Mokka als einem Espresso.

Geräte, die mit Druckpumpe arbeiten, sind allerdings nicht unter 300 Mark zu haben. Eine preisgünstigere Alternative ist hier das – allerdings kaum noch angebotene – Zentrifugen-System. Dabei wird das kochende Wasser durch den Kaffee geschleudert. Das dauert zwar auch länger als es dem Kaffee gut tut, erzeugt aber zumindest eine akzeptable Crème. Allerdings verfügen die Zentrifugen-Maschinen meistens nicht über eine Dampfdruck-Düse. Ersatzweise läßt sich die Milch allerdings auch auf dem Herd erhitzen und dann mit einer kleinen, in Italien erhältlichen, Zentrifuge oder dem Schneebesen aufschäumen.

Der Hausfrauenbund ist mit seiner Espressomaschinen-Beratung auf reges Interesse gestoßen. Schließlich scheint dieser Markt trotz des Booms der vergangenen Jahre noch lange nicht ausgeschöpft. Fünf Prozent aller Haushalte haben in einer Umfrage angegeben, daß sie über den Kauf einer Espressomaschine nachdenken.

Ase

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen