: Ex-DVU-Abgeordneter war VS-Spitzel
■ DVU: Klaus Blome war Verfassungsschutz-Spitzel / Der streitet ab / Bestätigungen häufen sich
Vorhang auf zum nächsten Akt im DVU-Theater: Die DVU hat gestern behauptet, daß ihr ehemaliges Mitglied Klaus Blome jahrelang für den Verfassungsschutz spioniert hat. Auch wenn die DVU jede Frage nach Beweisen brüsk unterbunden hat und Blome selbst jeden Kontakt zu den Schlapphüten leugnet – vieles spricht dafür, daß diese Behauptung den Tatsachen entspricht.
Hans Altermann, in dessen „Nationalkonservativer Gruppe“ Blome mittlerweile politisches Asyl gefunden hat, sagte gestern gegenüber der taz, Blome selbst habe ihm im vergangenen Jahr seine Mitarbeit beim VS gebeichtet. Er, Altermann, habe das aber nicht geglaubt, und die Information vom Tisch gewischt: „So blöd können die beim Verfassungsschutz gar nicht sein.“ Offensichtlich irrt da Altermann. Sowohl aus dem Dunstkreis des VS als auch aus der rechtsextremen Szene kamen gestern klare Bestätigungen der DVU-Behauptung. Danach habe Blome aber nicht für das Bremer Amt gearbeitet, sondern eine Etage höher: Der Ex-DVU-Landesvorsitzende Blome soll für das Kölner Bundesamt gespitzelt haben, allerdings nicht mehr nach seiner Wahl in die Bremer Bürgerschaft.
Die DVU-Presseerklärung war die Reaktion auf den taz Artikel vom Freitag über die Reise, die die DVU im vergangenen Jahr nach nach Kaliningrad und zu ihrem ideologischen Busenfreund Schirinowski nach Moskau unternommen hatte. Darin hatte Blome behauptet, die Reise sei komplett aus der Fraktionskasse, also aus öffentlichen Mitteln finanziert worden. „Nur teilweise“ seien die Kosten aus öffentlichen Mitteln beglichen worden, lautet das wackelige schwache Dementi. Wie groß diese „Teile“ waren, dazu schweigt sich die DVU aus. Dann aber kommt's: „Der in der taz zitierte Ex-DVU- Abgeordnete gehörte jahrelang zu den Spitzeln des ,Verfassungsschutzes' und war für 800 Mark monatlich beauftragt, Parteifreunde auszuspionieren.“
„Das ist völliger Quatsch, das müssen die mir erstmal beweisen!“ Mit diesen Worten kommentierte Blome gestern spontan die Vorwürfe. Und auch auf mehrfaches Nachfragen blieb er bei „Blödsinn hoch drei“ und „Die haben nichts gegen mich in der Hand“. Er werde sich überlegen, ob er gegen seine früheren Parteifreunde gerichtlich vorgehen wolle.
Dabei hatte Blome selbst im vergangenen Jahr erzählt, daß er für den Verfassungsschutz gearbeitet habe. Hans Altermann erinnert sich, daß ihm Blome im letzten Frühjahr, als er schon einmal für 36 Stunden die DVU verlassen hatte, die Kontakte zum Amt gebeichtet habe. Damals habe er das nicht ernst genommen. Als in den folgenden Monaten die Gerüchte über die Kontakte Blomes aber zugenommen hätten, da habe er Blome noch einmal direkt gefragt. Da allerdings habe Blome die Geschichte bestritten. Genauso wie heute. Auch an das Gespräch mit Akltermann will sich Blome partout nicht mehr erinnern: „Was redete der Altermann mal wieder für'n Blödsinn.“ Und: „Das ist doch sowieso verboten, daß der Verfassungsschutz Abgeordnete anwirbt.“
Dieser letzte Satz stimmt mißtrauisch. Es stimmt, dem VS ist es verboten, in den Parlamenten zu schnüffeln, aber daß das Allgemeingut unter den Abgeordneten wäre, das kann man nicht gerade sagen. Martin Thomas, für die Grünen in der Parlamentarischen Kontrollkommission (PKK), die den Bremer Verfassungsschutz kontrollieren soll: „Sehr ungewöhnlich, daß er das weiß.“ Ansonsten sei es, so Thomas, bekannt, daß die DVU mit nachrichtendienstlichen Mitteln beobachtet werde, „aber nicht von einem Bremer Parlamentarier.“ Das habe er, Thomas, bei einer Sitzung der PKK ausdrücklich gefragt. „Die Blome-Geschichte“, so Thomas, „die ist ein offenes Geheimnis, das aus rechtsextremen Kreisen kommt.“ Thomas hat angesichts des brisanten Falles gleich für den kommenden Montag eine Sondersitzung der PKK beantragt.
„Für uns hat Blome nicht gearbeitet“, betonte Bremens stellvertretender Verfassungsschutz-Chef Lothar Jachmann gestern. Diese Auskunft schließt die in rechtsextremen Kreisen kursierende Variante nicht aus: Blomes Spitzeltätigkeit sei bei dessen Eintritt in die Bürgerschaft beendet worden. Vorher habe er sich aber über Jahre im Auftrag des Kölner Bundesamtes für Verfassungsschutz in der rechten Szene bewegt.
Jochen Grabler
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