piwik no script img

MG-Aktien stürzen ab

■ Staatsanwaltschaft ermittelt gegen gefeuerten Vorstandschef

Frankfurt (AP/dpa/taz) – Die Aktionäre des Rohstoff- und Technologiekonzerns Metallgesellschaft (MG) wollten ihre Anteilsscheine gestern so schnell wie möglich loswerden. Bei Börsenschluß wurden 218 Mark pro Aktie gezahlt, 52 Mark weniger als noch am Mittwoch und die Hälfte dessen, was vor Bekanntwerden der prekären finanziellen Schieflage verlangt worden war. Am Mittwoch hatte der Konzern einen Verlust von 1,8 Milliarden DM zugegeben. Nachdem am Donnerstag der Handel zum Schutz der Anleger ausgesetzt worden war, verlor die Aktie am Freitag rund 20 Prozent ihres Wertes.

Gegen den gefeuerten Vorstandsvorsitzenden der MG, Heinz Schimmelbusch, und seinen ebenfalls fristlos entlassenen Finanzvorstand Meinhard Forster läuft ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt geht einer Anzeige eines Privatmannes wegen Untreue und Verstoßes gegen das Aktiengesetz nach. Dies teilte die Sprecherin der Behörde gestern in Frankfurt mit. Kurz vor Weihnachten war fast der gesamte MG-Vorstand vor die Tür gesetzt worden, nachdem riskante Öltermingeschäfte der US-Tochter MG Corp. das mit neun Milliarden DM hochverschuldete Unternehmen an den Rand der Zahlungsunfähigkeit gebracht hatten.

Ob gegen Schimmelbusch, der sich derzeit angeblich in New York aufhält, Haftbefehl beantragt wird, war nicht zu erfahren. Wie aus Kreisen der Frankfurter Justiz verlautete, liegen dafür „noch keine Anhaltspunkte vor“. Der Anzeigenerstatter sei, wie es hieß, ein Kleinaktionär, der sowohl an der Metallgesellschaft als auch bei zwei der hauptsächlich betroffenen Großbanken Anteile halte. Nach Angaben der Pressesprecherin wurde bislang „mit Rücksicht auf die schwierige Lage der MG“ auf eine Durchsuchung der Büroräume sowie auf Vernehmung von Zeugen verzichtet. „Wir können denen doch jetzt nicht den ganzen Laden auf den Kopf stellen, zumal der neue Vorstand sicher kein Interesse an einer Vertuschung hat“, hieß es.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen