Original-DDR-Feeling im Reisebüro buchbar

■ DDR-Disneyland soll nicht im Berliner Umland, sondern im Harz entstehen

Die Bewohner der 340-Seelen- Gemeinde Prenden im Nordosten von Wandlitz können aufatmen. Der Kelch eines DDR-„Disneylandes“ ist an ihnen vorübergegangen. Die Pläne von Frank Georgi, auf dem Gelände der ehemaligen NVA-Kaserne – der Ausweichführungsstelle des Nationalen Verteidigungsrates – einen „Ossipark“ zu bauen (siehe taz v. 16. Oktober 1993), scheiterten am Widerstand der Gemeinde.

Georgi, der aus Klosterfelde bei Prenden stammt und seine postsozialistisch-touristische Aufarbeitung eines Spitzelstaates gerne in seiner Heimat verwirklicht hätte, ist zwar „traurig“ über das Scheitern des Projektes im Berliner Umland, aber keineswegs weniger optimistisch. Am 23. Januar will er den Kaufvertrag für ein 200 Hektar großes Grundstück „irgendwo im Harz“ abschließen. Genauere Standortangaben macht er vor Vertragsabschluß nicht. Nach seinen Angaben hat die Bürgermeisterin nichts dagegen, daß der „Ossipark“ den Massentourismus in den Harz bringt.

Seit Anfang November ist der gelernte Maschinen- und Anlagenmonteur, der im September 1989 in den Westen abgehauen ist, als Manager für Pressearbeit für den Ossipark bei seinem Sponsor beschäftigt. Die „Immobilienbeteiligung Geschlossener Fonds GmbH“ soll das 300 Millionen teure Projekt bezahlen. Er hofft, schon im Frühjahr anzufangen und Ende 1995 fertig zu sein. Dann sollen seiner Rechnung nach 5.000 Besucher täglich zwischen 80 und 150 Mark am Tag ausgeben. Georgi geht von einer jährlichen Rendite von 306 Millionen Mark aus. „Ich weiß, wie man Management macht“, sagt Georgi, der seinen Job als Konzertveranstalter an den Nagel gehängt hat. „Die Leute sollen erleben, wie streng es in der DDR war. Es soll kein Zerrbild werden.“ Originale Grenzanlagen müssen eigens aus den USA zurückgekauft werden. Um ein „Original-DDR-Feeling rüberzubringen“, will Georgi auch Schauspieler beschäftigen. Da es seiner Meinung nach den Touristen nicht zuzumuten ist, auf offener Straße verhaftet zu werden, sollen solche DDR-typischen Szenen gespielt werden. Wer das „Original-DDR-Feeling“ am eigenen Leibe spüren will, kann die Leibesvisitation im Reisebüro buchen. Barbara Bollwahn