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Per Stimmzettel keine Wahl

■ Betr.: „Die Bürger werden Opfer von Kampagnen, die sie selbst be zahlen“, taz vom 8.1.94

Eine weise Überschrift, die leider nicht so grundsätzlich gemeint war, wie sie klingt. Denn was die massenhafte Wahlzettelkreuzigung für die Menschen hier und anderswo bedeutet, ist ja weit mehr als der Leidensweg von Wahlkampfkostenerstattung.

Die faden Klagen überarbeiteter Werbemanager machen ansatzweise deutlich, worum es unverhohlen geht: Die Ware Politik soll verkauft werden, und Heere von Agenturen entwerfen Strategien im Kampf um Absatzmärkte unterm Volk. Insofern trifft – radikal verstanden – auch der Satz „Was in der freien Wirtschaft üblich ist, gilt auch in der Politik“ (taz) das Wesen der ganzen Angelegenheit, nämlich Profitmaximierung und (Stimmen-)Wachstum.

Und was solch kapitalistische Maxime mit Kommunikation zu tun haben, die ja Polit- wie PR-Manager gleichermaßen beteuern, ist mit Heuchelei kaum umfassend beschrieben. Kommunikativ ist an diesem System, in dem von oben bestimmt wird, was unten abgenommen werden soll, gar nichts. Nur, dagegen gibt es, auch 1994, per Stimmzettel keine Wahl.

Fragt sich, ob statt des „geringsten Übels“ auf dem Wahlzettel nicht Eigeninitiative und alte und neue Utopien gemeinschaftlichen Lebens gefunden werden können, die ökologische und soziale Perspektiven anhäufen können, anstatt Kapital.

Die eigene Stimme erheben, statt sie abzugeben! Jens Kastner, Senden

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