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White Romeo meets Black Juliet

■ Neu im Kino: „Zebrahead“: Rhythmische Schul-Love-Story

Zack geht und spricht wie ein Schwarzer, er liebt die „great black music“ wie kein anderer in seiner Schule am Stadtrand von Detroit, aber er ist ein bleicher Jude und das macht ihn zum „Zebrahead“. Sein bester Freund ist schwarz und nichts scheint natürlicher, als daß Zack sich in dessen Cousine Nikki verliebt. Dieses Liebespaar weckt die Aggressionen und Scheinheiligkeiten, die die Familienmitglieder, SchulkameradInnen und Nachbarn sonst geschickt hinter Sprüchen kaschieren. Die Geschichte des alltäglichen Rassismus, bei dem auf beiden Seiten verletzt und gelitten wird, treibt schnell auf einen tragischen Endpunkt hin.

Der junge Regisseur Anthony Drazan zeigt in seinem ersten Film ein ungeschminktes, sehr präzises Portrait von jungen Amerikanern der 90er Jahre. Sein Film ist überzeugender und gewagter als etwa Spike Lees „Jungle Fever“, der die gleiche Geschichte viel plakativer erzählt. Drazan hat genau hingesehen und -gehört, und so glaubt man ihm die Überzeugungen und Taten dieser Menschen. Details, etwa wie ein alter, schwarzer Mann in seinem Sessel sitzt, oder wie herablassend die Schüler die Strafpredigten des Schulleiters über sich ergehen lassen, sind schön beobachtet und in Szene gesetzt.

Drazan sind die Milieuschilderungen wichtiger als die Geschichte, und die Szenen, in denen Zack seiner Freundin einfach nur die Stadt oder den Plattenladen seines Vaters zeigt, sind aufregender als die (zum Glück eh auf das absolute Minimum reduzierten) Liebesszenen. Der romantische Plot interessiert ihn letzlich nur als Katalysator, und so scheint das Konzept des Filmes manchmal ein wenig zu deutlich durch, aber diese Schwäche wird alleine schon durch die Musik mehr als wettgemacht.

Der Bluesmusiker Taj Mahal hat einen sehr hipen Soundtrack produziert: Vom Jazz John Coltranes, über Soulmusik bis zu modernsten Rapsamples quillt der Film fast über von bester, schwarzer Musik. Auch in der Art, wie die Schüler miteinader reden, ist viel Rhythmus, und auch wenn man sie kaum verstehen kann, vermitteln Zack und die jungen Schwarzen ihr Lebensgefühl sehr direkt durch ihre Sprache. Zum Glück wird „Zebrahead“ im Original mit Untertiteln gezeigt.

Wilfried Hippen

Schauburg, täglich 17.30 Uhr

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