Hefe, Hopfen & PR

■ Der Südwestfunk und das journalistische Reinheitsgebot

Die Programmankündingung kam nicht vom Südwestfunk (SWF). Auch nicht von der ARD. Nein, auf die neue sechsteilige Serie im Ersten machte auf direktem Wege gleich die „Gesellschaft für Öffentlichkeitsarbeit der deutschen Brauwirtschaft e.V.“ aufmerksam. Anbei ein Sixpack mit einer „Sonderabfüllung“ Bier und eine Demo-Cassette.

Um „Deutschland, deine Biere“ soll es nämlich ab heute um 14 Uhr alle zwei Wochen gehen. Prominente reisen durch die „deutsche Bierlandschaft“ und huldigen dem „reinsten Vergnügen seit 1516“, wie die PR-Texter der Brauwirtschaft mit Hinweis auf das Reinheitsgebot formulieren. „Wir würden uns freuen, wenn sie Ihre Leserinnen und Leser über diese Serie informieren würden, die von der Dialog Film im Auftrag des Südwestfunks gedreht wurde.“

Der Hinweis, daß der SWF die Serie in Auftrag gab, ist auch bitter nötig. Denn die mitgeschickte 30minütige Demo-Cassette, die die sechs Folgen zusammenfaßt, wurde „im Auftrag des Deutschen Brauer-Bundes“ von der Dialog Film produziert. Auch die Pressemappe kommt von den PR-Leuten. Bitte keine Mißverständnisse von wegen Schleichwerbung!

Darüber ist der Schriftsteller Walter Kempowski, der in der Serie seine Sammlung von Rostocker Bierflaschen vorstellt, ja wohl ohnehin erhaben. Oder nicht? Kabarettist Hanns Dieter Hüsch schwärmt vom „obergärigen Edelstoff“ Kölsch. Die Schauspielerin Ursela Monn schlürft am Wannsee eine Berliner Weiße („Champagner des Nordens“) und Entertainer Gunther Emmerlich freut sich aufrichtig, daß auch beim Brauen „40 Jahre Mangelwirtschaft“ endlich beendet sind.

Auf taz-Nachfrage stellt Erich Dederichs, Öffentlichkeitsarbeiter der Brauwirtschaft, klar, daß die SWF-Serie „keine Werbung für einzelne Brauereien“ sei, wohl aber „Werbung für das Volksgetränk Nr.1 nach dem Kaffee“. Natürlich habe man den SWF „unterstützt“ und „Türen geöffnet“. Die Lage sei „formaljuristisch“ klar: „eine Produktion des SWF“.

Horst Cramer, Leiter der Abteilung „Kooperation und Entwicklung“ (vulgo: Sponsoring) beim SWF und verantwortlich für den Bier-Sechsteiler, bestätigt, daß der Verband der Brauer ihm „geholfen“ habe, „in Brauereien hereinzukommen“. Gegen „Wirbel“, gegen die PR-Power der Brauer habe er nichts. Schließlich sei das Geld für die Darstellung von Sendungen „nach außen“ beim Südwestfunk knapp: „Wenn die helfen, ist das recht.“ In der Serie jedenfalls habe er den „Anstrich von Schleichwerbung vermieden. „Ich zeige möglichst kleine Brauereien.“

Und wie steht es mit dem journalistischen Reinheitsgebot? Das gelte ohnehin für seine Serie nicht, so Cramer. Denn die sei kein Journalismus, sondern „eine unterhaltsame Kulturgeschichte des Bieres“. Eine saubere Sache: Deutschlands Brauer haben ja bloß die PR für die Sendung bezahlt, die PR für das deutsche Bier ist. Den Rest löhnen die Gebührenzahler. kotte