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Gewöhnungsbedürftig

■ „Tunguska-Guska“: Schamanengesang bei der Hörspiel-Matinee im Abaton

Summen, Kreischen, Schnurren, Gröhlen, Lachen, Schnauben, Trällern - die ganze Palette gesanglicher Möglichkeiten scheint in der Stimme der in Wien lebenden gebürtigen Mongolin Sainkho Namchilak zu liegen. Gemeinsam mit der seit 20 Jahren in Deutschland lebenden koreanischen Künstlerin Grace Yoon und der deutschen Schauspielerin Iris Disse stellte sie das von einem sibirischen Märchen inspirierte Hörspiel Tunguska-Guska in der Sonntags-Matinée mit anschließender Live-Performance im Abaton-Kino vor.

90 Minuten lauschten die Zuhörer dem Auf und Nieder einer Stimmungen schaffenden Klangcollage, die landschaftliche Weiten, Einsamkeit, das Singen des Windes und das Gemecker der Schafe in musikalisch vielfältigen Sphären erscheinen ließ. Der von Iris Disse sparsam in die Klangbilder eingebundene Text erzählt von der Frauwerdung des kleinen Mädchens Aidy, das allerhand traumähnlichen Erlebnissen ausgesetzt ist. „Diejenigen, die mehr mit der Bilderwelt des Kinos und Theaters zu tun haben, vermissen in Tunguska-Guska den zusammenhängenden Text“, erkärt Iris Disse zur Verständlichkeit des gewöhnungsbedürftigen Hörspiels, „während Zuhörer, denen Musik und Malerei vertrauter ist, am liebsten gar keinen Text hören möchten“.

Tatsächlich verwirrte die Ankündigung, hier werde ein Märchen in Hörspielform vorgetragen, die Zuhörer etwas; die Bezeichnung „Musikalische Klangcollage“ hätte den Erwartungen vielleicht besser entsprochen. Die Live-Performance der drei Künstlerinnen trug zum Verständnis des Hörspiels allerdings wesentlich bei, wie die positiven Reaktionen des Publikums beim Gespräch mit den Akteurinnen zeigten. Simone Ohliger

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