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Schwarzfahrer und Sprayer im Visier

■ Seit Jahresanfang: BVG-Kontrolleure in Zivil / Sonderkommission macht Jagd auf U-Bahn-Sprayer

Für Schwarzfahrer und Graffitti-Sprayer wird es bitter: Seit Anfang Januar sind in den öffentlichen Verkehrsmitteln Fahrschein- Kontrolleure in Zivilkleidung unterwegs. Außerdem macht eine Sondergruppe der BVG gezielte Jagd auf Sprayer.

Nach der geharnischten Kritik des Rechnungshofes, in Berlin würden im Gegensatz zu anderen Großstädten zu wenig Schwarzfahrer zur Kasse gebeten, versucht die BVG nun, ihr Kontrollwesen „zu optimieren“. Der jährliche Verlust durch Schwarzfahrer beziffert sich auf rund 15 Millionen Mark. Die Zivilkontrolleure, die nun erstmals in Berlin unterwegs sind, sehen wie normale Fahrgäste aus: Männer und Frauen mit Zeitung oder Einkaufstüte in der Hand. Gewiefte Schwarzfahrer, die angesichts der unifomierten Kontrolleure bislang schnell aus dem Waggon hüpften, haben es nun viel schwerer, zu entkommen. Ihnen bleibt nur der schwache Trost, daß die BVG auch weiterhin einen Teil ihrer 452 Schaffner im Kontrolldienst (kurz SIK genannt) in Uniform auf Streife schickt. Dies hat sich die Mehrzahl der Fahrgäste bei einer Umfrage gewünscht, weil uniformiertes Personal in den Zügen ihr Sicherheitsgefühl erhöhe. Die SIKs werden deshalb jeweils vier Tage in Zivilkleidung und vier Tage in Uniform Dienst schieben. Die Zivileinsätze bezeichnet die BVG als sehr erfolgreich, Zahlen über erwischte Schwarzfahrer liegen jedoch noch nicht vor.

In der Zeit von Januar bis September 1993 wurden in den öffentlichen Verkehrsmitteln 2,3 Prozent der kontrollierten Fahrgäste ohne Fahrschein erwischt. Die meisten davon in der S-Bahn (3,2 Prozent), gefolgt von der U-Bahn (2,7), Straßenbahn (2,0) und Bus (O,7). Der private „Industrie- und Handels- Wachschutz“ (IHS) führt eine eigene Statistik. Die 217 Mitarbeiter des IHS sind hauptsächlich für Sicherheitsbelange zuständig, dürfen seit April 1993 aber auch Fahrscheinkontrollen durchführen. Mit einer Schwarzfahrerquote von 4,0 ist ihre Erfolgsbilanz fast doppelt so hoch wie die der SIKs. Über den Grund dafür wird in der BVG heftig gerätselt. Anfangs hatte die IHS sogar 6 Prozent. Das lag jedoch daran, daß die „privaten Kontrolleure“ jeden Fahrgast ohne gültiges Billet unbarmherzig abkassierten, selbst ahnungslose Touristen, die mit einem verbilligten Ostberlin-Ticket im Westteil der Stadt unterwegs waren.

Auch den Sprayern geht es nun an den Kragen. Eine aus zehn Mitarbeitern bestehende „Sonderkommission Graffitti“ der BVG will die Sprayer möglichst auf frischer Tat ertappen. Die Beamten tarnen sich angeblich so gut, daß manche von ihnen „wie Penner“ aussehen. Sie bekämen Tips über Treffpunkte und geplante Aktivitäten der Graffitti-Szene, heißt es. Nachts legten sie sich an Abstellplätzen der Züge und Busse auf die Lauer, weil dort mit Vorliebe gesprüht werde. Der im vergangenen Jahr durch Sprayer entstandene Schaden – inclusive Bahnhofssprühereien – wird auf 8 Millionen Mark geschätzt. plu

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